4.3.2019

Abschied von Hamburg natürlich in der Deichtorhalle, Hyper, zusammengestellt von Max Dax und benannt nach dem für mich und Sebastian einst zeichenhaften Supermarkt am Rande des Heiliggeistfeldes, an den sich heute wohl kaum jemand noch erinnern können wird.

Es gibt eine Wandzeitung von Wolfgang Tillmans, die wirklich großartig geworden ist. Und eine schöne Studio-Situation von Thomas Scheibitz, mit einer Art Mischpult, auf dem seltsam geformte Instrumente ausgestellt sind, sodass ich zum ersten Mal verstanden habe, was die seltsamen Formen auf seinen Gemälden bedeuten könnten.

Das Eintrittsgeld in dieses Sammelsurium alleine wert aber ist die Wiederaufführung von Cyprien Galliards Film Nightlife für mich, den ich zum letzten Mal vor ein paar Jahren schauen durfte (in der Galerie.) Und jetzt sind es vermutlich weiterentwickelte 3-D-Brillen, wahrscheinlich auch weiterentwickelte Projektoren, auf jeden Fall sehe ich seinen Film, der mich damals schon umgehauen hat, noch einmal ganz und wie neu. 

Ich kann danach nichts mehr aufnehmen und mußte sofort gehen. 

Schönerweise hält sich der Effekt dieser inneren Benommenheit noch bis in den nächsten Morgen. Der Luftdruck war über Nacht bis auf 981 Hektopascal gefallen, Friederike vermutete, dass es an den heftigen Stürmen in Frankfurt gelegen haben könnte, die uns in Berlin die Luft abgesaugt. So blieb ich am Fenster und schaute den kahlen Wipfeln zu, wie sie dort draußen sich elastisch wippend bewegten. Durch den Genuß des Filmes von Cyprien wie noch einmal anders geschärft für die Schönheit des pflanzlichen Draußen erlebte ich meinen Blick. Dann riß der Himmel auf, es wurde kurz heiter, wobei die Wolken rasant über das Blau gezogen wurden. Abends baute sich eine finstere Wand auf, aus der ein hämmernder Regen hervorplatzen sollte. Von durchsichtigen Händen wurde ein kompletter Regenbogen über der Spree aufgespannt. Und die Fenster in der weiter hinten gelegenen Fassade leuchteten golden, gerade so, als ob in den sie umgebenden Gebäuden die Fußböden herausgebrochen wurden, und in der Rückwand dort befände sich eine einzige, das gesamte Monument von innen her ausbrennende Quelle des Lichts.