5.1.

Nach dem Erwachen aus einem heftigen Traum schaue ich zwar mehrmals hintereinander auf dieselbe Stelle vor dem Fenster, halte es aber zunächst für eine optische Täuschung. Das Trottoir in dieser denkmalgeschützten Plattenbausiedlung wurde mit neuartigen Straßenlaternen nachgerüstet, deren Leuchtmittel diese aggressiv blendenden Wellen aussendet, wie man sie von den BMW-Fernlichtern kennt. Aber tatsächlich: Schnee. Zwar nur eine ganz dünne Schicht, das lässt sich auch von weit oben bereits erkennen, aber dennoch.

Im Nachhinein lassen sich so einige Zeichen und Wahrnehmungen des gestrigen Tages als orakelhafte Ankündigung des nächtlichen Schneefalls lesen, vor allem das Kinoplakat für Die Winzlinge – Operation Zuckerdose, der für mich jetzt schon, ungesehen, einen Höhepunkt meines persönlichen Kinojahres markiert. Aber auch, dass nach wochenlangem Warten gestern endlich das bestellte Buch von Komako Sakai eingetroffen war, deren anderer Erfolgstitel Es schneit heißt. Schneit es nachts, schläft man tiefer, vermutlich somit auch besser. Selbst wenn man allein schläft, träumt man ganz andere Geschichten, solange es schneit. In meinem Traum wurde ich von einer megagroßen, in ultrasüßem Puderzucker gebadeten Extremschnecke überrollt. Wie es mir träumenderweise schien, konnte ich mich danach noch monatelang nicht mehr bewegen. Leider gibt es in meinen Träumen keine Musikbegleitung, aber in meiner Erinnerung an den Traum drang aus dem Inneren der zuckrigen Schnecke die Stimme von Diana Krall. Ich kann übrigens gut verstehen, weshalb Elvis Costello Diana Krall geheiratet hat. Ich kann nicht so gut verstehen, weshalb Diana Krall Elvis Costello geheiratet hat.

Dass jetzt Schnee liegt, bedeutet glücklicherweise auch höhere Temperaturen. Schnee braucht ja eine gewisse Erwärmung, um fallen zu können. Der iPod funktioniert tadellos. Erstes Stück, ganz klar, von Pantha du Prince: Es schneit.