5.1.2019

So langsam sitzt die neue Jahreszahl, eine 19, die mir noch nie sympathisch war (die 17 hingegen!) Wolfgang Ullrich schreibt »2019 wird für uns ein erfolgreiches Jahr.« Das wirkt, zumindest milde. Noch in meinem 48. Lebensjahr bin ich empfänglich, wie es scheint, für die Autosuggestion. Habe noch immer nicht aufgegeben. Kein Zyniker geworden. Wunder geschehen.

Wie schnell das geht, dass ein Gesamtpaket der Festlichkeit mit Bäumen, Liedern und speziellen Speisen, Kleidern auch, Dekoration allgemein bishin zu den Stimmungen und Gefühlsvorgaben und einer, gleich wie persönlich gestalteten, universalen Dramaturgie wie in einen dieses Paket umfassenden Karton geladen und weggeräumt ward. Ich denke an unseren Weihnachtsbaumverkäufer von der Firma Super Weihnachtsbäume, die im schon bayerischen Schöllkrippen ansässig ist und was er mir erzählt hatte, hinsichtlich der groben Absatzzahlen: 2000 Bäume mehr oder weniger allein im Stadtgebiet von Frankfurt—hochgerechnet auf das Bundesgebiet komme ich auf schwindelerregende Zahlen; was er jetzt gerade macht? Neue Bäume hochziehen für die kommende Saison, säät er die von Hand? Pikiert er bloß koreanische Setzlinge? Wie wehrt er die der Rehe, wie düngt er den Boden? Und: Ob man davon leben kann?

Im ersten Eintrag seines Tagebuchs 2019 schreibt Vincent Klink: »Oft ertappe ich mich beim Schimpfen auf unser Land […]«

Von Deutschland aus, über Europa hinweg sich ausbreitend gedacht wie ein vom Wassertropfen verdünnter Tintenfleck: so viele Tannenspitzen. Und eine noch immer irgendwie weihnachtliche Milde ergreift mich für Menschen, das ist wohl die Rührung, in Anbetracht dieser festlichen Tradition des Kalenderglaubens, allüberall.