5.9.2020

Einen wundervollen Film von Michael Dibb auf Vimeo gefunden «The Country and the City», aus den frühen siebziger Jahren. Es ist die Verfilmung eines Buches von Raymond Williams. Fürs Fernsehen wohlgemerkt! Ich frage mich, warum so etwas Schönes heute nicht mehr gemacht wird. Wie nannte sich das seinerzeit — etwa auch schon Visual essay? Formal noch nah am Buch angesiedelt, die Bilder wie Illustrationen des Textes aneinandergefügt, der von einer darüber schwebenden Stimme erzählt wird (Williams selbst spricht). Wie er, wohl Kind eines Signalmeisters bei der Bahn, der Fiktion des Landlebens als Zufluchtsort für die von der Fiktion des Urbanen enttäuschten Städter nachzeichnet … meisterlich!

Sitze im Zug nach Hamburg, Himmel dementsprechend. Die Bahnangestellten schauen auch ziemlich bedröppelt aus der Wäsche, sie müssen jetzt ja die neuen Uniformen tragen, die Guido Maria Kretschmer für die Deutsche Bahn entwickelt hat. Am auffälligsten Missraten sind die Kragen an den weißen Hemden, die eine burgunderfarbene Paspel haben, die vermutlich sportlich wirken soll. Wenn ich mich recht erinnere, waren die Uniformen vor vielen Jahrzehnten schon einmal so, zu Mitropa-Zeiten. Oder waren das die tschechoslowakischen?

Schade jedenfalls, und ich kann mich leider auch nicht daran gewöhnen, dass in Deutschland ausgerechnet das Design der Aushängeschilder immer so jämmerlich gerät.

Muss wohl aufs Land.

Kaum gedacht, reißt hinter Hannover der Himmel auf und dort leuchtet es blau.