6.11.

Am Nachmittag brachte ein Bote, die rote Uniform glänzte vom daran abperlenden Regenwasser, einen extrem dicken Umschlag, den er mir mit einem Gruß übereignete. Darin befand sich die erste Ausgabe der Numéro. Die wenigen kleinen Blätter an der Hecke waren anscheinend gefroren, sie raschelten wie Cornflakes im Wind. Der dicke Umschlag enthielt lediglich ein Exemplar der Zeitschrift, es musste an die dreihundertfünfzig Seiten stark geworden sein. Mir fehlte da bereits die Kraft hineinzulesen, da dies nur im Sitzen am Tisch möglich gewesen wäre. Zu dem Zeitpunkt konnte ich aber bloß noch liegen.

Während des Mittagessens hatte ich mich plötzlich schwach gefühlt und erst gedacht, ich müsste mich nur mal eben hinlegen, war dann aber von einer krankhaften Müdigkeit erfasst worden. Das Glas mit aufgebrühtem Ingwer brachte nichts. Ein Schub von abgeschwächtem Schüttelfrost, unter der Haut ein Gefühl als fröre ich, das sich mit Hitzewallungen ablöste, hielt mich dort im Liegen unter zwei Decken fest. Ich schlief und wachte dabei; lag wach unter einer Schicht von Schlaf, die sich wie über mich hinweg ziehend anfühlte, so als läge ich am Grund ihres dunklen Stromes. Ab und an kam ich zu klarerem Bewussstein, da war es 23 Uhr, 2 Uhr, 3 Uhr 30, und schaute dann zuerst immer zum Fenster hinüber, in der vagen Hoffnung, es wäre noch dunkel, die Sonne noch nicht am Aufgehen und die Nacht, die mir seltsamerweise mit Heilkräften ausgestattet schien, dürfte noch recht lange dauern. Nach einem solchen Wachmoment war es mir freigestellt, mir wieder eine von den über mir schwebenden Schichten auszuwählen, um von ihr aufgenommen zu werden. Es war, als könnten alle diese Schichten mit mir kommunizieren. Und so machte ich erst Kontakt mit einer, dann mit noch einer anderen, bis dann die dritte schließlich ohne Worte mir bedeutete: Schlaf.