6.6.2020

Durch ein häusliches Missgeschick hatte sich ein Scharnier an meiner Brille verbogen, die Fahrt zum Optiker war unausweichlich. Schon in der Bahn fielen mir die jungen Menschen auf, die mit Pappschildern in die Abteile strömten. Die Aufschrift konnte ich ohne meine Sehhilfe nicht lesen. Alle sahen super aus. An der Hauptwache, einer unterirdischen Station mit (see-) sternförmiger Unterführung / Passage hatten sich schon hunderte junger Leute mit Schildern versammelt. Es kamen andauernd noch weitere dazu. Einige, an denen ich vorüberging, diskutierten das Wording eines Schildes. Auch das ist eine Erzählung: Warum man sich dann doch für den Slogan entschieden hatte, welcher Favorit verworfen ward. Die Atmosphäre war insgesamt positiv, mein Eindruck ging in Richtung Kreativ-Workshop. Malcolm Mc Laren hatte vor gut fünfzehn Jahren festgestellt «Gallery openings are the night clubs of the 21st century.» Das mag für meine Generation noch wahr geworden sein, für die nachfolgenden sind es jetzt Demonstrationen. Heute ging es um Solidarität mit Black Live Matters. Als ich vom Optiker zurückkam, fing es zu schütten an, also ging ich durch die Fressgass. Da standen circa fünfzig meiner Leute unter Regenschirmen vor dem Apple Store an.