6.7.2020

Sonntagnachmittag aus dem Bilderbuch bei Peter und Tobias in Wilhelmsbad. Ein gewaltiger Grünspecht flatterte kreischend umher und ich begriff durch reine Anschauung, wozu er diese Färbung hat: Vor den bemoosten Stämmen, im sommerlich lichtdurchfluteten Laub geht er beinahe unter. Wohin mit ihm dann, wenn der Winter kommt? Der Garten ging in seinem hinteren Teil über in ein Gräsermeer, ist dessen Bucht und Gestade. Dort auch unter anderem auch die Ruine des persischen Teppichhändlers und der Schneckenberg, auf den man einen spiralig geführten Weg begeht. Oben wächst wilder Oregano in Massen und schaut jetzt wie ein Vogel auf die kleine Insel mit der Pyramide aus Tuffstein. Darin begraben liegt das Herz in einer mundgeblas’nen Vase, mit Blei verplombt. Drüben das erste Karussel in Europa. Betagt zwar, aber es dreht sich noch.

Im Garten saßen wir im Annex unserer Tage zu dieser arkadischen Landschaft. Manche Fantasien haben Bestand. Kurz vor Sonnenuntergang war den eisernen Wölkchen eine fragonardhafte Spitze aus Rosenquarz gewachsen. Und ein Regenbogen ohne Regen. Peter erzählte vom alten Apfelweinbaron, wie der nach dem Krieg den Engländern die U-Boote abgekauft hatte, um in den abgerüsteten Stahltanks fortan seinen Most zu brauen. Oder war das Tobias?