6.8.

Beim Vorbeigehen schaute ich bei der Gemüsehändlerin die neu eingetroffenen Kohlrabi, und ich sagte: »Die Blätter können Sie behalten, weil ich (leider) keine Hasen hab«.

Sie aber schon, weil ihr Mann neulich ein heimatloses Karnickelweibchen im Park gefunden hatte, das sie seitdem bei sich aufziehen (ich bin halb neidisch). Sie nahm die Kohlrabiblätter beseite, die um diese Jahreszeit so süß, so würzig sind. Dazu kaufte ich ihr noch ein paar große Karotten ab (und sie nahm deren Kraut stillschweigend beiseite) und Kartoffeln. Dann plauderten wir noch ein bisschen über die dämlichen Wahlplakate (»Standpunkt Standhaft Stephan Standfuß: CDU«, »Fahrscheinlos ins Parlament: Die Piraten«, »Fortschritts Beschleuniger: FDP«, »Dein Sex Dein Gott Dein Ding: Die Grünen«) und ich verfügte mich in die Küche, um mein liebstes Saisongericht zuzubereiten: Kohlrabigemüse und Pommes Macaire.

Für zwei Personen nehme ich sechs Kartoffeln. Die sollten nicht zu klein sein, also jeweils gerade so groß, dass sie, längswärts gegriffen, in der Hand so viel Platz beanspruchen, dass Daumen und Fingerspitzen nicht mehr zueinander finden können. Sie (die Kartoffeln) kommen auf ein Gitter in den Backofen bei 180 Grad. Und das so lange, bis ich rieche, dass sie gar sind. Wer seiner Nase nicht trauen mag: Das dauert in etwa eine Stunde. Dann knistert die Kartoffelhaut bei Berührung, und sie dürfen heraus und werden auf ein Handtuch gelegt.

Während sie dort etwas abkühlen, schäle ich eine Kohlrabiknolle, die in etwa die Größe eines Karnickelkopfes haben sollte. In dünne Scheiben schneiden, und diese Scheiben wiederum in schmale Streifen. In meiner Heimat nennt man diesen Zerschneidevorgang Stifteln und genau so sollte das Ergebnis auch ausschauen: wie kurze Stifte. Dasselbe mache ich mit den Karotten. In einem schweren Topf, am besten in einem aus Eisen, erhitze ich reichlich Olivenöl, lege eine waagerecht mitsamt ihrer Schalen halbierte Knolle Knoblauch hinein (auf die Schnittflächen), streue zwei bis drei kleinteilig zerschnittene Schalotten hinzu und lasse die so lange darin, bis es duftet. Dann kommen die Stifte hinzu. Den Abrieb einer ganzen Zitrone darüber und wenig später ihren Saft. Salzen, Pfeffern, brauner Zucker (zwei Prisen). Nach einer Weile bedecke ich das Gemüse noch mit einem sehr guten Currypulver, am besten Thai-Curry, und zerreibe zwei Peperoncinischoten. Gut durchrühren, Hitze etwas runterdrehen und dann den Deckel drauf.

Derweil sind die Kartoffeln so weit abgekühlt, dass ich sie anfassen kann. Sie werden jetzt halbiert, und mit einem Löffel schabe ich ihr Innenleben aus der Schale in eine Schüssel. Das kann man sich gut merken: von der Schale in die Schüssel. Das wird mit zwei Eigelben, Pfeffer, reichlich Salz (Kartoffeln brauchen extrem viel Salz!) und einem kartoffelgroßen Stück Butter vermischt (mit einer Gabel). Es entsteht eine Art Kartoffelbrei, den ich zusätzlich noch mit Frühlingszwiebelgrün vermische, das ich hierfür in feine Ringe geschnitten habe. Es geht aber auch Schnittlauch. Und es geht (sollte es sein müssen) auch Speck, auch Salami oder Schinken, Käse et cetera. Ist der Kartoffelteig mit der Gabel gut durchgearbeitet, kommt er auf ein nasses Küchenbrett, wird zu einer Wurst gerollt und mit dem Messer schneide ich von der Wurst gut Fingerdicke Taler ab. Die werden etwas platt gedrückt und in einer Pfanne im Fett meiner Wahl gebraten. Butter geht, Olivenöl geht besser. Eine Mischung aus Butter und Olivenöl ist meinem Geschmack nach perfekt. Die Taler einmal wenden. Wenn sie beidseitig braun und knusprig scheinen, sind sie fertig und können raus. Währenddessen gebe ich einen ganzen Becher Crème Fraîche an die Kohlrabi-Karotten-Mischung. Beides zusammen, die Kartoffeltaler und das Gemüse, schmeckt um diese Jahreszeit genial. Man kann es aber auch im Winter zubereiten. Es schmeckt eigentlich immer gleich gut.