7.3.2019

Auf meinem Weg zum Einwohnermeldeamt stieß ich an der nächstgelegenen Kreuzung in ein aktives Unfallszenario: Viel Feuerwehr, kaum weniger Nachbarn. Katzenstreu auf dem Asphalt. Schönes Licht. Erwischt hatte es den Fahrer eines Sushi-Lieferanten in seinem schwarzen Kleinwagen. Die müssen sich ja beeilen, trotzdem der Fisch nicht mehr kälter werden kann.

Das »Niemandsland zwischen Alleinsein und Gemeinsamkeit«, das Handke an diesem Tag vor 42 Jahren beschreibt, es existiert noch immer.

Auch gibt es das Erstaunen, meines in dem Fall, dass seit dem Jahr 1977, da war ich eingeschult!, inzwischen 42 Jahre vergangen sind. Ich komme mir jünger vor. Und teilweise gefüllt mit Wut auf die angeblich mir entgegenkommende Sprache der Software: Willkommen! Schön, dass Du wieder dabei bist—ich weiß, dass es programmierte Freude ist. Wie dieses »Alles Gut!« das ich andauernd zu hören bekomme, wenn ich um ein Pardon bitte. Dass ich schlucken soll. Aber die Wut gehört Handke. Oder der Zorn? Ich könnte den Unterschied nicht empfinden. Im Hotel Amour hängt ein gerahmtes Plakat, darauf stehen untereinander gereiht die Copyrights einzelner Künstler, also Pierre Soulages owns Black, Martin Margiela owns White, Yves Klein owns Ultramarine, John Baldessari owns Noses, Barbara Kruger owns Supreme und so fort (ich zitiere das aus meinem Gedächtnis, weil die Notizbücher im Keller sind; kann sein, dass nichts davon dort wirklich so steht, aber vom Prinzip her stimmt es schon.) Und solche konzeptionellen Copyrights gibt es natürlich in der Literatur. Wenn jemand ein Tagebuch im Internet schreibt und in seinen Texten einzelne Textbestandteile versal setzt, sehe ich direkt Abfall vor mir. Rainald Goetz owns it. Und die Uhrzeiten. Gerade sah ich im Saturn am Gesundbrunnen ein Schild über dem Regal mit den Glühbirnen, darauf stand in Versalien »Licht.« Und dachte »Rainald.« Das geht also nicht mehr. Oder halt genau doch, aber dann richtet man sich an eine andere Gemeinde. Es werden ja andauernd Filmstoffe noch einmal verfilmt. Keks vom Keks und Tee vom Tee.

Hinter dem Dach gegenüber sind die Wolken dunkelst grau »wie eine Wand.« Ein Vogel taucht hindurch, er kommt direkt auf mich zu.