7.9.

Der Tag hatte sich erfolgreich Mühe gegeben, den Megahit von The Orb zu bebildern. Die sprichwörtlich gewordenen flauschigen Wölkchen wurden zum Mitttag hin en masse herangewunken. Weiß und ungeheuer unten, dabei eine jede auf Abstand bedacht. So ergab sich ein biomorphes Schachbrett. Blau gewann.

Im Strandbad bestellte ich mir erst einmal einen Spaceslush. Ich hatte die Zeitschrift Barbara dabei, in der ein mir unbekannter Bademeister des Strandbades als eingeölter Leckerbissen angeprisen worden war. Er war nicht anwesend, und die Leute am Slush-Ausschank hatten ihn auch noch nicht gesehen. Ein Schiffchen zog vorüber, die hatten ihren Ghettoblaster voll aufgedreht, Julio Iglesias, und für einen sehr langen Moment war es dann so, wie Andreas Neumeister es einst beschrieben: Von Saxophonen angetrieben steuerte der Musikdampfer namens Planet Erde durchs tiefe, dunkle Weltenall.

Bis auf die Bademeisterstrecke und eine Fachsimpelei über Pipi ist die Zeitschrift Barbara, die ich nun zum ersten Mal studierte, eine irritierend trockene Angelegenheit. Als ich mal in München lebte, hatte Barbara Schöneberger dort eine Sendung bei TV München, in der es um nichts anderes ging als um Analverkehr. Die ganze Sendungszeit über. Die Sendung kam mehrmals am Tag – jedenfalls ist das in meiner Erinnerung so. Und jetzt: Kein Wort mehr davon. Die ganze Zeitschrift Barbara ist eine komplett vom Analverkehr befreite Zone. Möglicherweise hat Barbara Schöneberger der Umzug in den protestantischen Nordosten nicht gut getan – also von ihrem Phantasiehaushalt her; eventuell ist sie aber einfach so prüde geworden. Egal. Jedenfalls fand ich keinen einzigen Tipp- oder Druckfehler, was ja schon einmal sehr erfreulich ist. Dabei las ich extra aufmerksam und mit dem Stift in der Hand.

Ich war schon etwa eine Stunde lang mit dem Heft beschäftigt, da kamen zwei deutsche Frauen heran. Die eine trug eine Frisur im Stile Beate Uhses, die andere im Stile Barbara Rüttings. Sie hatten auch ähnliche Vornamen und rieben sich mit Tiroler Nussöl ein. Ich wollte es nicht, aber ich musste heftig an Lanzarote von Michel Houellebecq denken. Es hörte gar nicht mehr auf. Eventuell, so überlegte ich verzweifelt, hatte es sich bei der aprikosenfarbenen Flüssigkeit in meinem Kühlschrank, die ich, in der Annahme, es handelte sich um Fruchtsaft, am Morgen getrunken hatte, überhaupt nicht um Fruchtsaft gehandelt. Oder jemand hatte mir etwas in meine Cornflakes gemischt.

Menschen am Dienstag. Was soll da heute noch groß kommen?