8.10.2019

Wie ganz anders schön die Zeit verstreicht, wenn man beisammen ist. Nicht schneller, nicht gemächlicher — auch wenn es ungenau bleibt, sage ich: tiefergehend. Sie schiebt eine Leerzeile ein zwischen die Absätze des Erlebens. Für uns darin zu säumen.

Sonntag war das Wetter noch sehr schön, mit feinem Vlies, das vom Wind unter dem blauen Himmel vorweg getrieben wurde. Im Park waren noch einmal, ein letztes Mal vermutlich, die Pilze nachgeschossen. Wir sammelten genug ein für zwei. Am Schafsgatter stand der Idiot mit seinem Kreuz aus purem Gold um den Hals gehängt und versuchte, Friederike mit seinem angeblichen Fachwissen zu beeindrucken. Blöd nur, dass das laminierte Schild, von dem er es auswendig gelernt hatte, direkt neben ihm aufgestellt war. Die Schäferin, ausnahmsweise nur anwesend, aber das, ihre ausnahmsweise Anwesenheit kam mir freilich wie ausgerechnet vor, erzählte uns, dass der Idiot sie vorhin erst mit Alte Votze beschimpft hatte. Die Schafe natürlich von all dem unberührt, grasend.

Vor dem Brotgarten, beim Kaffee, liess sich, kaum dass wir uns auf die Bank gesetzt, ein Sikh neben mir nieder. Marineblauer Turban, meine Lieblingsfarbe. Während wir redeten, summte er ein Lied vor sich hin; mir in mein rechtes Ohr, in den Gehörgang hinein. Wir machen also all dies und weiter nichts besonderes, und trotzdem scheint und glänzt alles wie neu.

Bei Jörg Splett schaut das Paar gemeinsam auf etwas Drittes, wie in das Winkelkreuz im Zeltgipfel der Pyramide. Das freilich besteht aus buntem Glas.