8.12.2020

Das Werdende wahrnehmen, sich dabei des Gewesenen erinnern: So, wurde gestern in der Zeitung ein antiker Denker zitiert, entsteht im Geist die Melodie. Den Namen des Denkers hatte ich übrigens noch nie gelesen, er klang, beziehungsweise wirkte sein Schriftbild auf mein Aug‘ deshalb wie ausgedacht, wie — anders als andere Namen — erfunden. Der Name des Autoren ebenso. Das fällt mir seit geraumer Zeit schon auf, dass die Namen von freien Mitarbeitern im Feuilleton der F.A.Z. ungewöhnlich auf mich wirken. Gerade so, als ob ein Kind mit einer schrägen Mischung aus Vorname und Nachname bestempelt werden muss von seinen Eltern, damit es unter diesem Einfluss sich entschließen kann, später einmal Autor zu werden. Vorausgesetzt natürlich, dass die Eltern das wollen, auch so planen wollten. Recht unwahrscheinlich also… mittlerweile. Aber die Theorie der Melodie gefällt mir (sie erscheint mir selbst so wie eine). Als ich mich neulich mit der Zusammenstellung einer weihnachtlichen Playlist beschäftigte, lud ich dort auch ein Stück von Ariana Grande ein — oder hinein? Hinauf? Oder herunter? Es war mir jedenfalls empfohlen worden, ich fand den Namen schön und kannte ihn zuvor allein vom Lesen, gehört hatte ich noch keines ihrer Lieder. Allerdings konnte sie sich mit ihrem Lied dann nicht lange in meiner Playlist halten, auch weil ich die Melodie nicht als weihnachtlich empfand; sie, um der Theorie des alten Denkers zu folgen, erinnerte mich an nichts. Und aus meinem Nirgends kommend ging es mit Ariana Grandes Christmas & Chill freilich auch nirgendwo hin. Keinerlei Gestöber. Weder Nacht noch Weiß.