8.7.2020

Alleine im Museum, jetzt ist es möglich. Gestern war ich in der Ausstellung des Lebenswerks von Frank Walter. Ich war der einzige Besucher des Museums für Moderne Kunst an diesem Nachmittag, vielleicht sogar der erste an diesem Tag. Auf jeden Fall überraschte ich einen der Wächter, der auf seinem Stühlchen ein Schläfchen gehalten hatte. Im Halbschlaf zig er sich rasch die Maske hoch bis über die Nasenspitze, dann erst stand er auf, um mich wortlos zu grüßen. Durch die Maskenatmung fühlte ich mich bei der Begehung an die berühmte Szene aus der Odysee im Weltraum erinnert, als der Astronaut auf Gott trifft. In der Straßenbahn hege ich diese erhebenden Gefühle nicht. Es muß also an den schönen, großen, lichten Räumlichkeiten im Museum liegen. An der Gegenwart der Kunst. Wobei ich mich derzeit deutlich mehr für die Rahmungen interessiere als für das Gerahmte. Die Malereien von Frank Walter sind durchweg sehr hübsch gerahmt.

Eigentlich hatte ich mich nur nach dem Wohlergehen der Pflanzen erkundigen wollen. Kurz vor dem Lockdown war ich ja zufällig in die Szene geraten, als vor dem Zollamt, einer Nebenspielstätte des MMK, eine Lastwagenladung schnell wachsender Pflanzen abgeladen wurde, offenbar als Material für eine Installation. Man hat sie dann während des Lockdowns wieder nach Holland zurücktransportieren lassen, weil die Künstlerin aus den Vereinigten Staaten stammt und von daher gar nicht erst anreisen konnte. Noch immer nicht kann. Falls, so erzählte mir das die Empfangsdame des MMK, die dort auch für den Katalogverkauf zuständig ist und für die Postkarten, die Künstlerin aber eines Tages wieder aus den USA ausreisen dürfte, würden man in diesem Zuge auch die Pflanzen wieder ankarren lassen. Das wären dann freilich nicht mehr dieselben Pflanzen. Also nicht identisch mit denen, die vor dem Lockdown geliefert worden waren. Aber gleich aussehende. Zum Verwechseln ähnlich.

Am Römer lag ein Haufen Bücher «zu verschenken». Nahm einen Merkur mit vom Juli 1986. Ich weiß noch genau, was ich in jenem Sommer (weil ich gerade erst davon erzählt). Katharina Rutschky, Hubert Fichte. Zwischen den Seiten: Zwei Aufkleber «Atomkraft Nein Danke!» Dead stock from the eighties. Zustand: Mint / VG+