9.5.

Vor ein paar Wochen war in der Frankfurter Allgemeinen ein Text über die erste Liebe von Rolf Dieter Brinkmann, wusste ich alles gar nicht. War aber wohl bekannt. Mir war immer wieder mal geraten worden, seine Texte zu lesen, aber ich fand daran einfach nichts interessant. Ein Gedicht hatte einen ansprechenden Titel, Mein Fucking Herz, aber dann gleich darunter ging es weiter wie in den Dialogen für einen Baader-Meinhof-Film. Aber diese Geschichte mit den Briefen an die Internatsschülerin, von denen er Kopien anfertigte, bevor er sie überbringen ließ; dass er auf keinen einzigen davon je Antwort erhalten haben soll, und, nach der Vernichtung der Originale durch eine Aufseherin des Mädchenschlafsaales, der Schülerin eine gebundene Fassung der gesammelten Abschriften nach Hause schickte, wo sein Werk der unerhörten Liebe in Kopie nur knapp einer Vernichtung durch die Mutter der mittlerweile Suspendierten entging, er vor allem, so wohl der Stand der Literaturwissenschaft, nie auch nur einen Brief oder eine Karte oder mit einem Telefonat von diesem von ihm in Gedichten umworbenen Mädchen eine Antwort bekam: megainteressant!