9.5.

Post von den Jadehase™ Ultras, meiner Fanseite auf Twitter. Ich bin mir gar nicht sicher, ob sich allzu viele Twitterfreunde zusätzlich zu ihrem Grind noch mit der Post verschickte Postkarten schreiben. Wäre ja schön. Insbesondere auch, wenn sie dafür einen wiederum noch einmal ganz anderen Lingo verwenden würden. Geschrieben werden kann ja gar nicht genug, es wird noch immer viel zu wenig geschrieben auf Erden, wie Rainald Goetz das in einem ähnlichen Zusammenhang völlig zu Recht festgestellt hat. Schon vor Jahren (Abb. Emoji »Index Pointing Up: Light Skin Tone«).

In der ausgezeichneten Arte-Dokumentation über das Leben Arno Schmidts gibt es zum Ende hin diese Szene, in der seine Ausschnitte aus Zeitschriften gezeigt werden. Er sammelte Bilder von Frauen in der Mode jener Zeit, was sie anhaben, wie sie geschminkt und frisiert sind, um seine Figuren entsprechend auszustaffieren. Kontakt zur Außenwelt hatte er da längst keinen mehr und vom Fernsehbildschirm abfotografieren ging ja schlecht. Die Kamera zeigt, wie er die kleinen Kärtchen in seine Kästen einsortiert, um sie später wie Tweets in den timelinehaften Spalten seiner großen Buchseiten untereinander und parallel miteinander korrespondierend zu montieren: für den Zuschauer (mich, jetzt) sieht das so aus, als ob da einer in den siebziger Jahren ein Modell des Internets aus Papier angefertigt habe, oder ein Modell seines Gehirns. Auf jeden Fall ist es ein Modell, an dem er schafft; in einem Haus auf dem Feld, Blickrichtung Waldrand. Wie er selbst schrieb: Mond, Nebel & Regen erste Qualität. Es gibt eine kurze Aufnahme einer Nachbarin von damals, die Frau spricht so, als müsste sie währenddessen eine unendliche Nudel einsaugen. Womöglich heißt dieser Gesichtsausdruck süffisant.

Ich bin vor vielen Jahren selbst einmal nach Bargfeld gefahren, um mir das Haus anzuschauen, dass von der Stiftung als Museum erhalten wird. Nachbarn habe ich da keine zu Gesicht bekommen, womöglich wohnt da heute gar kein nicht mit Arno Schmidt beruflich befasster Mensch mehr. Das Haus selbst war ein verblüffend kleines Haus, veblüffend auch, weil ich ja wußte, dass Arno Schmidt ziemlich groß war. Solche Häuser gibt es heute gar nicht mehr, das waren Altbauten aus einer Zeit, die nie wieder in Mode kam.

Größer als ein Display war das Haus freilich schon.