9.8.

Nach einer nahezu schlaflos verbrachten Nacht entdeckte ich nach einem Waldspaziergang im Morgengrauen ein Büschel Immortellen, die dort aus einem Riss im Trottoir wuchsen. Das war direkt neben der Platane vor dem Anwesen des Abgesandten des Saudi Arabischen Königs, dessen Name nicht auf dem Klingelschild steht. Der König von Saudi Arabien heißt, das ist bekannt سلمان بن عبد  العزيز آل سعود. Der Abgesandte hält seit letzter Woche einen Schlittenhund in seinem Garten. Das kann man durch die Gitterstäbe des Zaunes gut sehen, weil der Husky, der noch ganz jung ist und dicke Pfoten hat, als trüge er Ugg Boots, immer gleich hinter dem Tor herumliegt. Dort steht seine Behausung, ein merkwürdig schlumpfpilzförmiges Gebilde aus violettem Samt. Der Schlittenhund des Saudi Arabischen Botschafters liegt neben diesem Pilzhaus, vermutlich ist es ihm auch so schon zu warm. Außerdem glaube ich zu wissen, dass es sich speziell bei Schlittenhunden um frenetische Rudeltiere handelt. Also kommt in seinem Fall noch ein Gefühl der Einsamkeit, oder noch schlimmer: Verlassenheit dazu. Würde ich mir, wenn ich in Riad stationiert würde, dort einen Schwan halten? Vermutlich nicht. Vor ein paar Wochen ließ sich der Abgesandte in seinem Vorgarten ein Gewächshaus aufstellen. Auch wieder direkt am Zaun, sodass ich den Vorgang der Bepflanzung bequem im Vorübergehen studieren konnte. Nach und nach wurden darin hinter klaren Scheiben die eigenartigsten, nämlich die allerunauffälligsten und unspektakulärsten Pflanzen aufgestellt. Bis auf den obligatorischen Feigenbaum, den sich jeder Gewächshausbesitzer hält, wirkten die allesamt wie einheimische Ruderalpflanzen auf mich. Vermutlich wirken die aber auf ihren Besitzer exotisch. Vergleichbar mit dem traurig tapsenden Hund mit seinen eisblauen Augenscheiben. (Raf Simons hat mir mal erzählt, dass er beim Entwerfen oft an Schlittenhunde denkt; und an Siamkatzen).

Ich trennte die Immortellen ab, kürzte die Stiele, entfernte die gefiederten Blätter und stellte die gelben Knopfblüten zu den Lavendelrispen in meine Vase ohne Wasser. Angeblich behalten die Immortellen ihr Sonnengelb für ewig. Homöopathen glauben zudem, dass man mit einem Öl aus den Blüten die Entstehung von Hämatomen verhindern kann.