Ab in die Suppe, Huhn

Das Telefon zeigt ein ungewohntes Symbol an: parallel übereinander geschichtete Wellenlinien. Das bedeutet Nebel. Die Luft ist so feucht, dass die Zeitung schlapp und wie erschöpft sich anfühlt; ein Bündel alter Scheine. Der Nebel verbirgt die Bäume ab der dritten Reihe und ich frage mich, ob bei Nebel wirklich alles geheimnisvoller wirkt als sonst, oder ob ich das bloß deshalb so empfinde, weil ich von klein auf Filme gesehen habe, bei denen das Geheimnisvolle und Schreckliche und Verbotene vor allem dann passierte, wenn es dort in den Filmen neblig war. In Schwarzweiß.

Die Gebäude sehen schöner aus so halb vom Nebel verschleiert. Sogar das eine, dreistöckige auf der Brachfläche gegenüber des Zoologischen Gartens, das auch bei klarem Wetter sehr hübsch ist, mit den vielen Pflanzen auf jedem Stockwerk hinter großflächigen Scheiben. Einmal habe ich dort nachgefragt, was es mit den vielen Pflanzen darin auf sich hat. Es ist kein Gewächshaus. Umringt von den Pflanzen unter Wachstumslampen werden hier die Futtertiere für den Zoo gezüchtet. Mäuse für die Raubvögel, Küken für die Schlangen.

In der Redaktion rufe ich eine Interviewpartnerin in England an. Der Gesprächstermin war schon vor Weihnachten mit ihrer Agentin vereinbart worden. Sie hebt ab, ich starte den eingebauten Festplattenrekorder, begrüße und fange umstandslos an, sie zuzutexten. Eine Pause entsteht. Sie antwortet, etwas zögerlich zwar, aber sie antwortet. Ich rede weiter. Noch eine Pause. Dann entschuldigt sie sich »I totally forgot that we are doing this interview now. My father just died.« Stimme sehr schwach.