BANTEAI SREY

Es wird jetzt schon sehr früh dunkel. Und sehr früh werde ich müd.

In einem letzten Aufbäumen gegen das Regiment der nun kommenden Jahreszeit habe ich beschlossen, bis zum kalendarischen Jahreswechsel am 31. Dezember meine kurzen Hosen zu tragen. Ausschließlich!

Das ging auch ganz gut, bis ich dann heute am Nachmittag ausgerechnet Klaus Stockhausen begegnete, mitten auf dem Rosenthaler Platz, der natürlich mit mokantem Gesichtsausdruck mein sogenanntes Outfit kritisierte dergestalt, dass ich also entweder mir längere Strümpfe suchen sollte, oder aber etwas längere Hosen. Er selbst, Stockhausen, hatte einen flauschigen Pulli an, der ihn—overknees—das Strickbild eines Flamingovogels mit Schnurrbart spazieren führen ließ.

So ging ich weiter durch die—seitdem ich in Berlin lebe: mittlerweile bis zur Unkenntlichkeit vergewaltigte Innenstadt. Der radikal unhöflich geführte Bioladen am Weinbergsweg macht jetzt, das ist einem Pamphlet an der Fensterscheibe zu entnehmen, auch bald zu (weil ihnen der Gewerbemietvertrag gekündigt wurde.)

Beinahe alles wurde schon entschieden, bevor wir geboren wurden. Einst hing ein Zeppelin aus Beton von Sarah Lucas an eisernen Kabeln über dem Innenhof in der Sophienstraße, wo in einer Wandecke noch immer ein Schild mit dem eingeprägten Zitat von Bazon Brock hängt. Über den Tod. Sie haben einen Werbefilm über all dies, über uns alle gemacht. Der war ein voller Erfolg. Aber nichts mehr von alledem existiert. Nichts mehr ist noch da.

Später sprach ich mit Katja Eichinger über all dies. Auch über Kubrick. Und über das Schreiben, das Spielen und über Carl Stone. Über den nicht mehr existierenden Zeppelin, und wohin er sich wohl verzogen hat.