Clareana

Eine EMail von Julia Kristeva, eingetroffen kurz nach Mitternacht, kann ich gar nicht anders lesen als zeichenhaft. Vorbei sind die Tage des Dämmerns in der Talstation. Nun geht die Reise endlich los.

Ich bin gespannt auf die hoffentlich so ganz anderen Vogelstimmen beim ersten Morgengrauen in Sofia. Einmal, da erwachte ich nach einem zwar sehr komfortablen, aber doch halt auch langen Flug mit der Nachtmaschine von Barcelona nach Lima in einem Hotelzimmer dort in San Isidro. Hinter den gelben Vorhängen standen die Balkontüren offen und draußen herrschte ein unheimliches Geschrei. Ich nahm meine Tablette ein, Diamox, und schaute durch einen Spalt: Das Haus war am Rande einer wunderschönen Grünanlage, dem Park El Olivar erbaut. Auf dem Rasen gingen in dunklem Grün gekleidete Gärtner umher. Die Rasenmäher stießen mopedhaft bläuliche Wolken aus. Und die dunklen Kronen der Bäume waren all überall mit grasgrünen Vögeln wie von Früchten besetzt. Es gab nur diese grünen Vögel. Und diese Vögel hatten nur diesen einen Schrei, den sie in einem ihnen gemeinsamen Rhythmus ausstossen konnten. So wurde mir ihr Atmen sichtbar gemacht.

Diamox, ein Mittel gegen die Höhenkrankheit, hat die Nebenwirkung, das sich der Geschmackssinn verwirrt. Selbst ungemischte Informationen wie die Süße des Zuckers kommen als etwas vollkommen verzerrtes im Bewußtsein an. Ich bestellte mir einen Käsetoast mit Coca Cola zum Frühstück. Nichts schmeckte wie etwas, das ich zuvor schon einmal probiert hatte. Auch Milch nicht. Zusammen mit dem Bild der grünen Vögel vor Augen war ich in Peru in einer anderen Welt.

Água

Terra

Fogo

Ar