DEUTSCHLANDS ERSTER INSEKTENBURGER

Friederike hatte die hübsch bedruckte Schachtel neulich aus dem Supermarkt mit nach Hause gebracht, wir legten sie dann in die Tiefkühlschublade, wo sie in Vergessenheit geriet. Heute, durch die herrliche Fischsuppe in Frenzy hungrig geworden, fielen mir die Bug Burger ein. Den Slogan Deutschlands Erster finde ich eher abschreckend. Interessant hingegen, daß die eher zierlich geformten Frikadellen von einem Start-Up aus Osnabrück hergestellt werden (vertrieben über die Edeka.)

Warum Start-Up? Nun, die Firma nennt sich »Bugfoundation«. Jeder andere Hersteller von Wurmfleischfrikadellen, jeder hundsgewöhnliche Insektenfleischer würde vom Namen her bei seinen Leisten bleiben. Interessant freilich das mit Osnabrück, von den deutschen Städten eher eine der selten ins Gespräch gebrachten, wenngleich freilich mit einem gut situierten Umland gesegnet, weshalb es dort, ich glaube noch immer, ein gepriesenes Restaurant von Thomas Bühner gibt (oder gab.) Auch erinnere ich mich noch gut an die Eröffnung des Hannoveraner Schützenfestes, des größten in Europa, wie die Hannoveraner es gerne hervorheben, durch Christian Wulff im September des Jahres 2003, als der gerade Sigmar Gabriel besiegt hatte und zum Niedersächsischen Ministerpräsident gewählt worden war. In dieser Funktion hielt er seine Festrede vor den versammelten Schützen und Lüttje-Lage-Trinkern und sagte unter anderem »Hannover ist schön. Noch schöner finde ich eigentlich nur Osnabrück.«

Die Bahnhofshalle dort—in O-Town, wie die Osnabrücker vermutlich zu sagen pflegen—ist übrigens wirklich schön. Die Insektenburger bestehen zu 45% Prozent aus dem extrem fein gewolften Fleisch sogenannter Buffalowürmer, über die man kaum etwas anderes sagen könnte als über Mehlwürmer zum Beispiel. Oder die vom Besuch südostasiatischer Nachtmärkte vertrauten Bambuswürmer: weißes Insektenfleisch halt (Regenwürmer, Schlickwürmer, Tauwürmer et cetera zählen so gesehen zu den Rindern des Erdreiches, ihr Leib scheint rot.)

Man hat in den Osnabrücker Büros und Laboratorien der Bug Foundation übrigens lange an der Gewürzmischung getüftelt—das Wurmfleisch an sich schmeckt ja nach noch weniger als nach Kalbfleisch; als Texturspeise in Südostasien geschätzt, kann der Wurm aber nach Osnabrücker Rezeptur seine Knusprigkeit schlecht entfalten, wenn man ihn, um sein Fleisch zur Frikadelle umarbeiten zu können, derart sandhaft fein wolft. Nach einer im Auftrage der Bug Foundation durchgeführten Marktforschung hat sich ein durch alle Schichten hindurch breit akzeptiertes Aroma für die intensiv orange gefärbten Frikadellen aus je ne sais quoi  herauskristallisiert.

Weswegen der Deutschlands Erster Insektenburger aus Osnabrück nun wie Falafel schmeckt.