EIN GEDICHT VON BOBBY KONDERS

So langsam habe ich mich auch von dem Schock erholt, auf den Straßen und überall sonst auch jedes Wort verstehen zu können. In Bulgarien waren wir beinahe immer von einer Sprache umgeben, die wir weder lesen noch verstehen konnten. Man ist nicht allein, aber es geht einen nichts an. Von daher klingt das interessant, was Diedrich Diederichsen in Spex von der Platte Jan Jelineks schreibt, die wohl ausschließlich auf den Lauten zwischen zwei Worten aufbaut, die er aus Gesprächsaufnahmen herausgeschnitten hat (und zu denen er dann auf dem Synthesizer improvisiert.) Aber auch, was Klaus Walter auf der nächsten Seite zur Funktion von Titeln in der Musik schreibt: Das Aufschließende, daß der Titel ein Bestandteil der Musik sein kann. Ein Bestandteil des Textes zumindest. Ein Teil des Textes aus Klängen und Worten.

Das Lied von der Erde habe ich mir bis heute nicht angehört, weil ich es mir monströs vorstelle. Als ich mir Disintegration kaufte, konnte ich mir unter dem Titel überhaupt gar nichts vorstellen, ich kannte die Bedeutung des englischen Wortes nicht und damals konnte man ja noch nicht im Laden, dem Schallplattenhaus Lerche auf der Königsstraße von Stuttgart, vor dem Regal stehend googeln. Aber das Cover zeigte Blumen im Dunkeln und dazwischen ein altersloses Gesicht. Als ich Stunden später daheim angelangt war mit dem mysteriösen Wort in der Hülle, war die Musik dann genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Und wie sie, glaube ich zumindest, dem Buch Hysteria zugrundeliegt.

Musste danach erst einmal ein Kilo Kirschen entsteinen. Heute geht ein schöner Wind.