EXOTERIK

Miete Strom Gas: herrliches Lied. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um das erste vom neuen Album der Türen, das von Monika Grütters finanziert wurde im Sommer. Wenn bloß alle Staatskunst so gut werden darf, bin ich dabei.

Schlimm allerdings, regelrecht verbaselt fand ich die Sonderausgabe des SZ-Magazines, die alljährliche Kunstnummer, die 2018 Raymond Pettibon hat. Da frage ich mich halt schon, warum eine Redaktion, die in der Woche zuvor noch ein wie immer wundervolles Interview von Sven Michaelsen drucken kann, ausgerechnet zu meinem Lieblingskünstler jemanden schicken muß, der so ganz unverfroren und offensichtlich überhaupt gar nichts, kein winziges bißchen mit Kunst anfangen kann (oder auch nur das mindeste, auf Vorschulniveau, von der Kunst und den Bedingungen zur Kunstproduktion, weiß.) Da bleibt dann freilich nicht mehr übrig, als irgendeinen zusammengegoogelten Faktentrash abzugreifen. Oder um es mit Alexander Kluge zu sagen, der in der Woche zuvor mit Michaelsen sprechen durfte: »Wir sind doch beide Eisenhändler, wieviel Gramm?«

Der Bildteil natürlich eine Offenbarung. Und ich hoffte, was ich ansonsten im Gegenteil nie hoffe: Dass niemand bitte den entsetzlich spießigen Text dazu gelesen hat. Wenn der Spießer zur Kunst geht, muß er pathologisieren. Und dann ist Pettibon selbstredend autistisch, vergreist, dement et cetera. Kocht Mais mit Reis! Ich kenne das schon, dass ein Interview mißrät, nicht gut gelaufen ist. Aber dann gibt man es doch bitteschön nicht in den Druck! Oder erschießt sich zuvor.

Fragte mich auch, ob es Oda Jaune nicht längst ankotzen müsste, dass es zu ihrer Kunst nichts anderes zu schreiben gibt, als dass sie Witwe ist. Pflügte mich längst schneeblind geworden durch einen mir unendlich währenden Text, wo selbst noch jede sogenannte BU (Bildunterschrift) um das magische Wörtlein Witwe arrangiert geworden war. Und stieß dann, wie es heißt: ganz am Schluß doch noch auf den Namenszug der Verfasserin, es war ja Lara Fritzsche, preisgekrönt. Na ja, dann. Verstehe ich es halt einfach nicht, oder es mußte so sein.

Konnte dann aber mit dieser Injektion von Wut das Vorwort zu Panizza vollenden. Herrlich, wie die Freiheit dann aus mir heraus die Fingerspitzen streckt. Barthes hat ja von der Lust am Anfangen geschwärmt; die kenne ich auch. Aber die Lust am Fertigmachen empfinde ich als mindestens genau so geil.

Mein Herz klopft.