FRIVOLITÄTEN

Aber immerhin kann ich mit Büchern mein Fernweh stillen und »wenn beim Lesen die Augen sich weiten, die Ohren sich spitzen« die Eintönigkeit dieser Stadt ausblenden. Einer meiner Spürhunde hatte angeschlagen, um mir das Eintreffen des schon seit Langem gesuchten Bandes von Werner Fischer zu vermelden. Und zwar, doppelte Freude, in der Erstausgabe und vom Verfasser signiert.

Auf Fischer war ich durch Vincent Klink aufmerksam gemacht worden. Der hatte in einem Absatz von seinem Vater geschrieben, dass der für ein einziges Essen in Fischers Ritz nach Berlin gefahren war. Eines von drei Vorworten in »Köstlichkeiten Internationaler Kochkunst« stammt von Rudolf Katzenberger, bei dem wiederum Klink gearbeitet hatte (in Rastatt) und so weiter und so fort.

Am Rande der Übergabe erhielt ich vom Antiquar die Information, das Fischer zwar längst tot sei, aber in den achtziger Jahren noch ein Rezept entwickelt hatte für die Lufthansa. Es handelte sich um eine Sauce Béarnaise, die mikrowellentauglich war.

Da war seine Kochkunst schon aus der Mode gekommen, das Ritz geschlossen. Was, wie ich seit neuestem wirklich weiß, sehr bedauerlich ist. Es sind nicht unbedingt nur die extremen Rezepte, für die Fischer berühmt war und für die er, wie es heißt, die Zutaten von Zoodirektoren zugeschanzt bekam. Der mit über hundertfünfzig ganzseitigen Farbtafeln illustrierte Band zeugt geradezu von einer unvorstellbaren, einer atlantidischen Opulenz, die selbst das legendäre Selbstportrait mit zwölf Laiben Brot und einer Wanne Walderdbeeren vor offenem Kamin des Paul Bocuse aus seinem zur ähnlichen Zeit veröffentlichten La Nouvelle Cuisine beinahe zwinglianisch wirken läßt.

Werner Fischer ist zu einer Zeit, als das noch extrem teuer war, viel gereist. Seine Kochkunst hat Einflüsse aus Asien und Afrika. Vor allem aber konnte er schreiben. Herrliches Dokument.