GÜLDENTHAL

Im Hohlweg am Nymphenufer ist der Boden ganz mit gelbem Laub bedeckt, hier liegt der Sommer in all seinen lichten Stunden und fault vor sich hin. Am Wegesrand ein Strauch mit Bischofshütchen, das Blattwerk hat er schon abgeworfen und zeigt jetzt seine zierlichen Blüten einzeln her wie an einem eigens für sie angefertigten Gestell. Kein Baum oder Strauch aber hat derzeit schönere Farben als dieser Ahorn, zart von Wuchs, mit seinen scharlachroten Fingern.

Wenn kein Frost kommt, bliebe das alles so in diesem Bild. Die letzten Blätter blieben hängen, bunt wie sie jetzt sind. Vor, ich habe nachgeschaut, 14 Jahren habe ich versucht einen Roman zu schreiben, Liebesgeschichte im Kunstsammlermilieu, der mißriet. Wahrscheinlich sogar mußte. Der war jedenfalls angesiedelt in einem dünn maskierten Umland à la Uckermark und dort Schorfheide in der fiktiven Gemarkung Eibenthal. Zur Erzählzeit dieser Mortadella sollte eben genau dies Naturereignis eingetreten sein: ein ewiger Nachsommer. Die Blätter waren gefärbt, aber sie fielen nimmermehr. Da war dann freilich alles möglich. Jedenfalls zu viel des Guten.

Ich habe heute morgen, nur mal so, die Heizkörper wieder abgestellt. Weil es mir zu warm war. 

Mir!