Im ersten Licht

Neuneinhalb Stunden geschlafen, und dann gleich Friederike angerufen, um ihr die E-Mail meines Vaters vorzulesen, in der er auf meinen gestrigen Eintrag ins Tagebuch hin mir seine Rezeptur für eine Vogelfuttermischung geschickt hat. Er schreibt: »Seitdem findet jeder alles, was er gerne frisst und damit ist kaum noch Futter am Boden. Das wenige, das runterfällt, fressen die Mäuse.«

Ich wusste nicht, dass mein Vater bei uns zu Hause für die Mischung des Vogelfutters verantwortlich ist. Friederike weist mich auf die eklatante Beziehung von Haus und Häuschen hin. Weiterhin versuche ich ihr zu erklären, was in einer Meise vorgehen mag, das sie dazu bewegt, die kleinen Körner aus der Futtersäule herauszufeuern, und anscheinend gelingt es mir einigermaßen. Seitdem ich diese Dokumentation gesehen habe, in der nachgewiesen wurde, dass selbst Kühe Appetit auf bestimmte Grünpflanzen artikulieren können, bin ich davon überzeugt, dass meine Beobachtungen an der Futtersäule zutreffend sind: Es ist den Meisen zu mühselig, cumbersome, einzelne Körner Hanf, Hirse oder Negersaat hintereinander weg in ihre Schmiede unter der Sitzfläche des Balkonstuhls abtransportieren zu müssen, wenn sie ihren Energiebedarf mit einer einzigen Erdnuß oder einem einzelnen Sonnenblumenkern en bloc decken könnten, um sich daraufhin ihren weiteren Geschäften widmen zu können (worin aber deren Natur bestehen könnte, das kann ich allerdings nur raten, denn die finden woanders, nicht im von mir beobachtbaren Umkreis der Futtersäule oder der Meisenschmiede statt).

Wie uns dieses Thema, Vögel, über drei Orte und mit den Mitteln von Telefon, E-Mail und Tagebuch miteinander verbindet. Aber, wenn ich mir diese Verbundenheit auf der Karte vorstelle, nicht in Form eines Dreiecks. Es entsteht eine Linie über Land.

Weit und noch weiter droben die Vögel.