Im Orakelhain, fragend

Wann kommt der Emoji mit Bejkeles? Wann einer mit Kippa? Der Launch des längst angekündigten Seifen-Emojis (ein rosafarbenes Stück, das Schaumblasen trägt) wurde auf die zweite Jahreshälfte verschoben. Da frage ich mich doch, wie einst Walter Kempowski angesichts eines ihm zum Nachtisch des Mittagessens servierten Kirschpuddings ohne die von ihm vermisste Vanillesauce: Warum?

Jetzt setzt man sich schon wieder gern in den Schatten. Wo die Brise durch Millionen kleiner Birkenblätter streicht. Bei einem frühmorgendlichen Spaziergang entlang des Bundestagsufers waren die Dolden an den Kastanienbäumen dort malvenfarben aufgeblüht. A rare sight. In Zürich stand der Baum auf dem Vorplatz des Studios noch kurz vor der Vollendung. Als ich zwei Jahre zuvor schon einmal auf Montage gewesen war, hatte ich Yves, den getreuen Yves, nach dieser mir selten und kostbar erscheinenden Blütenfarbe gefragt — ob dies eine spezielle Kastanienart sei? 

»Der blüht so, in dieser Farbe, weil Beda das will.«

Es gibt so einen Baum, allerdings ist er noch jung und seine Äste reichen kaum aus, um wirksam Schatten zu spenden, auch bei mir draußen an der Uferpromenade. Von wo aus die Fährschiffe über den sogenannten See abgehen. Dort kann man, an den Wochenenden, eine unterhaltsame Mischung aus Gästen aller Art studieren. 

Ein Waschhaus gibt es auch. Zumindest was die Abteilung für Herren anbetrifft, sollte man sich beim Betreten des für deutsche Verhältnisse gut in Schuß gehaltenen Innenraums aber auf eine Sonderbarkeit gefasst machen. Dort tagen, gleich hinter der Bezahlsperre und hier direkt in dem von außen nicht einsehbaren Bereich um das Pissoir einige Männer rings um einen Monobloc-Gartentisch aus weißlichem Plastik und spielen Schach. Tritt man als Neuzukömmling herein, wird man freundlich, aber latent offensiv abgeschätzt. Es stellt sich heraus, dass es sich um Angehörige einer Generation von Hubert-Fichte-Lesern handelt. Insbesondere die Palette scheint ihnen wegweisend. Und so fragen sie, wer das Buch kennt, wird sich an Jäckis Erlebnisse dort in dem Hamburger Nachtlokal erinnert fühlen, ob man »Die Uhr aufgezogen wolle«.

Der humorige Kapitän des Ausflugsdampfers draußen, von dem ich neulich schon schrieb, akzentuiert die Frage, ob nun bewußt oder unbewußt, aber auf jeden Fall passenderweise mit einem dreifachen Tuut.

Die Krakauer mit Senf ist ganz okay. Alle jammern über den Lindenstaub.