Schale Chüpli Stange

Ein Bildschirm verstellt mir die Sicht nach draußen. Beinahe war ich versucht, das geliebte ß durch ein ss zu ersetzen. Niemand hatte mir gesagt, dass es in der Schweiz andere Tastaturen gibt. Ganz kurios: mit zwei übereinander angelegten Tasten für die Umlaute. Einer eigenen Taste für das ç. Und das ß ist eben nicht vorgesehen. Das mußte mir erst eingerichtet werden. Dafür kam eigens ein freundlicher Techniker.

Ach, überhaupt die allgegenwärtige Freundlichkeit. Obzwar oder obschon uns neulich erst in einer nächtlichen Szene vor einer Bushaltestelle ein Fan der Grashoppers androhte, jeden Anhänger deutscher Mannschaften totzuschlagen »So bin ich halt.« Ohne Ausrufungszeichen. Nicht ungefährlich also, bei allem Komfort.

Der aber zeigt sich als immens. Heute war ich beispielsweise Zeuge einer Begebenheit, als eine Frau der Kellnerin 70 Franken als Trinkgeld zu geben bereit war. Diese aber lehnte die Gabe freundlich dankend ab. Ich fand mich zwiegespalten, weil ich selbst diese Franken nur zu gern eingesteckt hätte. Allerdings bin ich jetzt schon so weit helvetisiert, dass ich mir die Forderung versagte, weil ich ja keinerlei Leistung erbracht hatte, um dies Trinkgeld verdient zu haben. Als ich Enea später von meinem Erlebnis erzählte, sagte er »Welcome to Switzerland.«

Ich will vielleicht nicht mehr nach Deutschland zurück.