Serbelnde Palmen

In der kleinen Bar hinter dem Zunfthaus Zum Rüden erzählte Sébastian von der Lage in Nizza. An der Côte d’Azur hat sich eine fremde Art von Käfern verbreitet, die tief in die Stämme der Palmen eindringt und dort im Kern durch Fraß derartig Schaden bringt, dass bloß noch Fällen bleibt.  So ist wohl, so Sébastian, von der Allee am Boulevard des Anglais entlang bis schließlich in sein privates Zentrum, dem Garten seiner Urgroßmutter, der rings um eine ebenso uralte Palme angelegt ist, binnen weniger Monate eine Kindheitserinnerungslandschaft durch Rodung stark beschädigt worden. Der Käfer, so vermuten die Franzosen, wurde aus Asien eingeschleppt. Wie wohl auch eine nun in den Alpes Maritimes ansässig gewordene Hornissenart, die aus Japan stammt, braun ist, und stark pelzig, vor allem aber ungefähr doppelt so lang und stark wie die europäische. Von der wiederum weiß man—woher genau, die Quelle, war Sébastian nicht en détail bekannt—dass die Japonica Nr. 1 zusammen mit einer Lieferung von Keramikgeschirr aus Tokyo nach Marseille eingeschifft worden war. Versehentlich. Gut möglich, dass es mit dem Palmenbeisser ähnlich gelaufen ist.