Tulpa

Eine Frau mit einer roten Wollmütze auf betrat das Bahnabteil am Morgen. Sie fand einen freien Platz und setzte sich. Nicht unbedingt umständlich, auf mich wirkte es so, als probierte sie ein Sitzen aus; als säße sie zum ersten Mal auf einem Sitz in der Berliner S-Bahn.

Ich schaute sie an. Sie machte große Augen. Nicht unbedingt erschrocken. Auf mich wirkte das so, als sähe sie zum ersten Mal Menschen um sich herum. Die rote Mütze, die so gar nicht zu ihrer übrigen Kleidung passen wollte, oder konnte (Hatte sie die Mütze bei ihrer Ankunft in der großen Stadt bei einem Souvenirhändler gekauft? War sie aus einer Gegend, in der es viel wärmer war um diese Jahreszeit nach Berlin gekommen? War sie überhaupt von woandersher?), die Sommersprossen auf der dunklen Haut, ihre großen, hellen Augen: sie brachte eine Szene mit sich herein in den Waggon. Alle spielten mit um sie herum. Zumindest wirkte das so auf mich.

Nachdem ich ausgestiegen war aus dem Zug, war ich gespannt, wie lange das Filmgefühl noch anhalten würde. Was es noch zu erzählen gab von ihrer Geschichte.