WILDNIS

Träume von überfüllten Räumen, in denen kein Durchkommen ist. Eisiges Strömen, der Wind raschelt im Laub auf dem Rasen wie ein Tier. Wilde Wetter, wie man es auf dem Land erleben kann, wo sich draußen alles biegt und bäumt erlebt man in der Stadt nicht. Die Häuser halten sich aufrecht. In den Zwischenräumen lebt ein Baum.

Gezähmt bis hin zum Lähmenden des Anblicks die Ausstellung Wildnis in der Schirn. Auf mich wirkte die Zusammenstellung leider so, als ob einem Generator wie dem Zufallsmodus in Apple Music dort die Auswahl der Kunstwerke überantwortet ward. Ein Sammelsurium aus allem möglichen, was irgendwie mit Bergen oder Bäumen, mit Weiten und Ebenen oder auch mal einem Tier zu tun hat. Auch leider viel von nicht so guten Künstlerinnen, über die es im Grunde vor allem zu sagen gibt, dass sie weiblicher Natur waren oder sind. Ein schönes Gemälde von Georgia O‘ Keefe, abstrakt in Wüstenfarben, das aber leider hinter Glas gerahmt gezeigt werden muss, sodass ich kaum erkennen konnte, ob sie etwa Teile des Motivs mit Klebestreifen maskiert hatte, um scharfe Kanten zu erzeugen. Und ein sehr schönes Werk aus vier Tafeln von Tacita Dean. Der Rest ließ sich im Spurt nehmen.

Die japanische Defintion der Wildnis als ein der bürgerlichen Gesellschaftsordnung enthobener Raum, wurde da von den Besuchern der Ausstellung selbst verkörpert, die, weil es ja um Tiere und Natur zu gehen schien, mit Kinderkarren ihren durch die Räume torkelnden Schnullerkindern hinterher trollten.

Vielstimmig dafür der Rapell á l‘ordre im Gästebuch des Museums. Der Ton hat sich mittlerweile, geschult im Drunterkommentieren von Internetseiten, verschärft. Es wird, von der Beleuchtung der Räume, über die Farben und Schriftgrößen der Hinweistafeln und der Temperatur der Suppe im Bistrot alles niedergemacht. In teils unverschämtem Ton. Aber immerhin: handschriftlich.