Yuppi Du

Es gibt gesündere Weisen, sich von Frankfurt zu verabschieden, aber eine schönere nicht. Gestern wurde ich zum ersten Mal von einer Frau unter den Tisch gegessen. Das passierte mir freilich im Traditionslokal von Adolf Wagner, weil das Gemalte Haus gleich daneben am Neujahrstage geschlossen hatte. Dementsprechend gut gefüllt waren die Speisesäle im Lokal Wagner, wo wir aber dennoch, die Kellner tragen dort weiße Jacken wie in Mailand, einen sehr guten Platz zugewiesen bekamen. Im Vorbeigehen an dem dünnen Spezialtresen, an dem einzelne Apfelweintrinker ihr Geripptes im Stehen austranken, wurde ich von einem solchen, dort alleine Zechenden angesprochen, ob ich »Klopp« sei, »der Trainer«. Das war das erste Mal, und zwar nicht bloß das erste Mal in dem jungen Jahr, sondern das erste Mal in meinem Leben überhaupt, dass ich mit Klopp, dem Trainer, verwechselt wurde. Diedrich Diederichsen kommt vor. Klaas Heufer-Umlauf kam eine zeitlang vor, der scheint aber mittlerweile anders auszuschauen, oder ich.

Am Platze wurden dann auf Friederikes Anraten hin Schäufele und Leiterle bestellt. Dazu ein Bembel mit angenehm prickelnd aufgespritztem Apfelwein. Schließlich waren wir, insbesondere wohl ich, nach dem ausladenden Käsefondue, einem Moitié-moitié am sehr späten Vorabend, noch rekonvaleszent. Die ebenfalls an unserer Tafel plazierten Spanierinnen machten pikiert Fotos von ihren Tellergerichten, nachdem ihnen die im Blindflug bestellten Speisen gebracht worden waren. Im Gegensatz zu Berliner Traditionslokalen hält man in denen Frankfurts keine Speisekarten in spanischer Sprache vor. Dann endlich wurden auch uns die enormen Fleischportionen serviert, für die das Adolf Wagner völlig zu Recht berühmt ist. Der verharmlosende Diminuitiv war sowohl bei der Leiter als auch bei der Schaufel nur als gröbste Ironie zu verstehen.

Noch auf dem Heimwege, bei klarem blauen Himmel und einem schönen, frischen Wind, ging es mir ausgezeichnet, und wie geölt sagte ich im Angesicht der Skyline sämtliche Namen aller Bankgebäude prompt und stets auch richtig zugeordnet auf. Sogar der Name des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, deren logofreies Gebäude ich einwandfrei lokalisiert hatte, fiel mir unverzögert ein.

Am Nachmittag dann Krisis. Selbst Tee und Schnäpse brachten mir kaum Linderung. Nun rächte sich ein jahrelanger Fehltritt zum Veganer, der zwar schon einige Jahr zurücklag, doch hatte ich wohl noch immer nicht genügend Resistenzen gegen tierische Fette und Fleische aufgebaut.

Schlaflos durchwachte Nacht.