Amerikas schwarze Rakete

von 
Reportage
zuerst erschienen im Februar 1960 in TWEN

Im Porgy-und-Bess-Film spielt Sammy sich selbst. Mitten in das Spätnachmittags-Gedränge auf der New Yorker Seventh Avenue schrillen die Polizeisirenen und die Trillerpfeifen. Nein, kein Bankraub und kein Gangsterkrieg. Nur ein Menschenauflauf, der den Verkehr blockiert. Die Autos stauen sich bereits zwei Häuserblocks weit. Zentrum des Verkehrshindernisses ist das Hemdengeschäft von Milner und Green. Ein Neger steht am Verkaufstisch und betastet die Seide von einem halben Dutzend Hemden. Er ist der einzige Kunde im Laden. Die Verkäufer stehen in distanzierter Entfernung, aber doch um ihn herum. Sie starren ihn an. Niemand spricht. Die Stille ist voller Elektrizität. Der Lärm von draußen macht sie nur noch fühlbarer. Vor dem Laden stehen Hunderte von Menschen. Die vor dem Schaufenster drücken sich die Nasen gegen das Glas platt. Ihre Nasen sehen so gebrochen aus wie die Nase des Negers im Laden. Die hat auch einen scharfen Knick im Nasenbein. Außerdem hat er nur ein Auge. Aber das Glasauge links ist gute Arbeit. Man kann es kaum von dem lebendigen unterscheiden. Die Tür geht auf, und ein Polizist kommt in den Laden. Es ist klar, daß er kein Milner-und-Green-Hemd kaufen will.

„Mister“, sagt der Uniformierte zu dem Einäugigen,

„Sie haben einen Menschenauflauf auf der Seventh Avenue verursacht.“

„Ich weiß“, sagt der Neger. Seine Zähne glänzen perlig, als er lächelt, auch das Glasauge.

„Ich weiß, und ich freu mich sehr darüber.“

„Mister“, sagt der Polizist, „soll ich ein paar Kollegen holen. Zur Ihrem Schutz?“

„Danke“, sagt der Neger, „aber ich schaff das schon allein.

„Aber es sind bestimmt anderthalbtausend Menschen“, sagt der Polizist „Werden Sie das aushalten?“

„Keine Angst“, sagt der Neger, er zahlt und nimmt sein Paket unter dem Arm, „aber dafür habe ich zwanzig Jahre gearbeitet.“

Als er nach einer halben Stunde die Menge hinter sich gebracht hat, sind seine Hemden weg. Sie stehen bei Autogrammjägern hoch im Kurs. Schade um die Hemden. Es waren echte Milner-und-Greens. Aber auch darüber freut er sich: „Dafür habe ich zwanzig Jahre gearbeitet.“ Der Neger mit dem Glasauge und der kaputten Nase heißt Sammy Davis junior und ist zweifellos die heißeste Attraktion im amerikanischen Show-Business. Sein Kollege Groucho Marx, der als der bestbezahlte Komiker Amerikas gilt (und seine Gagen lassen keinen Zweifel daran), sagt von Sammy Davis junior: „Er ist größer als ,sonny boy‘ Al Jolson - der konnte nämlich nur singen.“

Sammy kann mehr als singen - wenn auch in Deutschland bis jetzt nur sein Singen bekannt ist. Regelmäßige AFN-Kunden werden seine gagreiche Version von „Black Magic“ kennen. Sein Glasauge und sein geflicktes Nasenbein werden sie kennenlernen, wenn jetzt der „Porgy-und-Bless“-Film anläuft - darin spielt er den „Sporting Life“ - den (natürlich!) Böswicht mit der dankbaren Rolle. Ehrlich - Sammy kann mehr als singen. Er kann schauspielern. Er kann fünfzig Stars imitieren - der einundfünfzigste ist er selbst. Er spielt Schlagzeug. Er spielt Trompete. Er spielt Klavier. Er spielt Baß. Und er kann tanzen. Und er kann Witze erzählen. Und er kann - und das kann vielleicht sonst keiner - sein Publikum für die hundert Minuten, die seine Show dauert, vergessen machen, daß er ein Farbiger ist und daß sie Weiße sind. Das ist kein billiger Superlativ aus dem Musterkoffer der Reklamechefs. Diese „Aufhebung der Farbengrenze“ ist ein Effekt seiner Nummer. Es ist der Knalleffekt, das Finale. Da sitzt er erschöpft auf einem Stuhl mitten auf der leeren dunklen Bühne. Nur ein Scheinwerfer ist an - und der ist genau auf ihn gerichtet. Mit Schweißtropfen auf der Stirn und offenem Hemdkragen sitzt er in diesem Lichtkreis. Seine Jacke und sein Schlips liegen am Boden. Wie es scheint, ist ihm nach den hundert Minuten, die er für sein Publikum gesungen, getanzt, gesteppt und getobt hat, endgültig der Wind ausgegangen. Er holt ein paar mal tief Luft, und dann leuchtet sein Gesicht auf.

„Wißt ihr was“, schreit er, „jetzt fangen wir erst richtig an. Jetzt bestellen wir uns ein Taxi, und dann fahren wir alle zur mir nach Hause, und dann machen wir bei mir weiter!“ Einen Augenblick lang ist alles still. Einen Augenblick lang lacht niemand. Einen Augenblick lang findet niemand etwas dabei. Einen Augenblick lang hatte er noch das Publikum in seinem Bann - als Mensch vor Menschen. Als Spaßmacher vor Spaßhungrigen. Aber dann bricht der Beifall los. Frenetisch. Ohrenbetäubend. Er hat sie aus der Narrenwelt seiner Hundert-Minuten-Nummer mit einem Tritt in den Hintern in die schwarz-weiße Wirklichkeit zurückgejagt. Der Gag liegt im Aufeinanderprallen von Illusion und Wirklichkeit. Es ist ein guter Gag. Ein trauriger. 

Das Publikum, das lacht, ist oft das gleiche Publikum, das nach der Schau auf dem Heimweg nicht mit einem Farbigen auf der gleichen Sitzbank in der U-Bahn fahren möchte. Aber das Publikum zahlt - auch für den Tritt in den Hintern. Es zahlte 1959 runde eineinhalb Millionen Dollar, um Sammy Davis junior zu sehen und zu hören in Varietés, Nachtklubs, im Fernsehen, im Radio, im Kino und auf Schallplatten. In einem Zeitraum von zehn Tagen, der typisch für Sammys Arbeitspensum ist, hatte er folgendes Programm zu absolvieren: die Schlußvorstellungen eines 18-Tage-Engagements in New Yorks größtem Show-Theater „Copacabana“ (während dieser achtzehn Tage hatte es noch Schallplatten-Aufnahmen und Fernseh-lnterviews sowie zwei Anproben bei seinem Schneider gegeben); anschließend eine Vorstellung in Kansas City - eine Gala-Show der „Amerikanischen Legion“, bei der ihm eine der begehrtesten Auszeichnungen im amerikanischen Show-Business zuerkannt wurde; endlich einen Abend bei sich zu Hause in Hollywood; und dann aber auch schon in Las Vegas der Eröffnungsabend seines Zwei-Wochenengagements im „Sands Hotel“.

„Ich habe erreicht, was man als Neger erreichen kann“, sagt Sammy und da ist mehr Resignation in seiner Stimme als Erfolg, denn er hat die Grenzen kennengelernt, über die hinwegzukommen auch der Erfolg nicht als Paß ausreicht, „was ein Neger werden kann, ist berühmt zu sein - von den Leuten auf der Straße angesprochen und um Autogramme gefragt zu werden. Das kann man schaffen - als Sportler, als Musiker oder im Show-Business -, und das habe ich geschafft. Aber mehr…“

Aber für einen Jungen, der im Wohnwagen zur Welt kam und der seine Kindheit auf den Reisen einer halbverhungerten Varieté-Nummer erlebte, die mehr von der Fürsorge als von Gagen lebte, für einen solchen ist das schon ganz schön. Sein Zuhause war die „Will-Mastin-Show“, die aus fünfzehn Personen bestand - einschließlich seinem Onkel Will Mastin und seinem Vater Sammy Davis senior - und in Vorstadt-Flohkisten spielte. Er war drei Jahre alt, als er zum ersten Mal auf der Bühne stand. Und er war gerade fünf Jahre alt und sang „I was glad when you were dead, you rascal you“ - „Was wäre ich froh, wenn du tot wärst, du Schuft du“, als er von höherer Gewalt von der Bühne geprügelt wurde. Die höhere Gewalt bestand in einem Mitglied der „Gerry Society“. Das war ein eingetragener Verein, der sich die Bekämpfung der Kinderarbeit auf seine Stammtischfahne geschrieben hatte.

Um fürderhin Eingriffen höherer Gewalt zu begegnen, schmierte Sammy Davis senior seinem gleichnamigen Junior Kork ins Gesicht, klemmte ihm eine Zigarre zwischen die Milchzähne und präsentierte das Kerlchen als siebzig Jahre alten Steptanz-Liliputaner. Der „Will-Mastin-Show“ stand indessen das Wasser so arg bis zum Hals, daß man Ballast abwerfen mußte: elf Mann bekamen die Kündigung. Sammy ging zum Militär, und Will Mastin machte nur noch als Trio weiter. Das Publikum erlebt Sammy Davis junior noch heute unter dem Titel „Das Will-Mastin-Trio mit Sammy Davis junior“ - allerdings zu höheren Eintrittspreisen. Das verdankt es der Verwirklichung jener fadenscheinigen Pseudo-Weisheit, daß erst das Militär einen Menschen aus einem solchen macht. Bei Sammy Davis junior war das der Fall - wenn auch an seiner Menschwerdung weniger das Unteroffizierskorps als vielmehr der Chef einer Fronttheater-Einheit Anteil hatte. Der gab sich mit Sammys Fähigkeiten so viel Mühe, daß kurz nach dem Krieg Amerikas Teenager-Idol Frank Sinatra ihn für seine Schau im New Yorker Capitol-Theater buchte. Aber dann dauerte es doch noch einmal vier Jahre, bis Sammy richtig zum Durchbruch kam. Das war im „Ciro Hotel“ in Hollywood. Hier fing das Publikum endlich Feuer. Das nächste Engagment vervierfachte seine „Ciro“-Gage; dem „Chez Parée“ in Chicago waren Sammy Davis‘ Spaßvogeleien schon 1250 Dollar wert.

Sammy Davis junior war über Nacht zur Sensation geworden. Sein Name raketete in den amerikanischen Show- Star-Himmel. Über Nacht hatte er sich auf das amerikanische Nachtklub- Karussell geschwungen - New York, Miami, Chicago, Las Vegas und Hollywood und wieder zurück und immer rundherum - und die Bremsen verloren.

„In jeder Beziehung die Bremsen verloren“, sagt Sammy. „Ich war so hungrig. Ich hatte sechsundzwanzig Jahre lang nur trockenes Brot gegessen. Und jetzt gab es plötzlich soviel Hühnchen wie ich haben wollte. Und nicht nur an den Feiertagen. Und nicht nur mit Federn…“ Er machte Fernseh- Programme, elf Langspielplatten und war der Star einer Show am Broadway, die ein Jahr lang lief: „Mister Wonderful“. Sie lief aber nur deshalb ein Jahr, weil die Leute hier den sagenhaften Mister Wonderful, Sammy Davis junior, für weniger Geld sehen konnten als in den teuren Nachtklubs.

„Und es war alles Wein, Weib, Gesang. Ich war so hungrig. Nach allem. Ich kaufte mir zwölf Anzüge auf einen Schlag - das Stück zu sechshundert Mark. Und schnelle Autos. Einmal kaufte ich mir einundzwanzig Paar Schuhe auf einen Schlag. Und jede Menge Wein, Weib, Gesang. Mein ganzes Leben lang hatte ich mir gewünscht: einmal alles kaufen können, ohne nach dem Preis zu fragen. Ich war so hungrig. Ich hatte jeden Sinn für Werte verloren. Ich hatte plötzlich überall Kredit und brauchte nur meinen Namen zu schreiben. Zwischen 1951 und 1954 muß ich eine halbe Million Mark draufgemacht haben. Einfach draufgemacht. Als ich das erste Mal im ,Copacabana‘ auftrat, kaufte ich mir eine Packung Zigaretten - ich gab einen Zwanzig-Dollar-Schein und sagte dem Mädchen: ‚Schon gut, behalt den Rest!‘ Bei meinem ersten Engagement in der Spielhöllenstadt Las Vegas verlor ich an einem einzigen Abend 39000 Dollar beim Roulette. Es war Wahnsinn, es gibt keinen Menschen, der soviel zu verlieren hat. Aber ich war hungrig, so hungrig. Und das konnte nicht gutgehen…“

Es war am 19. November 1954, morgens gegen acht Uhr, auf der Autobahn von San Bernardino nach Hollywood. Es war ein wunderschöner Frühlingsmorgen, wie es ihn so klar und so heiter im November nur in Kalifornien gibt. Der Wagen rollte ruhig seine neunzig Kilometer Touren-Geschwindigkeit. Es war wirklich die Sorte sonniger Morgenfrühe, in der man mit neunzig Sachen am Steuer restlos glücklich ist. Ein Wagen mit einer Frau am Steuer kam aus einer Einfahrt, vergaß das Bremsen und krachte in Sammys Caddilac. Sammy spürte zwar, wie ihm das Lenkrad ins Gesicht gesprungen war, der Frau in dem anderen Wagen, die er nur für einen kurzen Augenblick gesehen hatte. Er sprang aus seinem Blechsalat und riß die Tür des anderen Wagens auf.

„Ist Ihnen was passiert?“ fragte er.

„Mir nicht“, sagte die Frau, „aber sehen Sie sich mal Ihr Auge an wenn Sie so was vertragen können.“

Das Auge war nicht zu retten. Die ersten vier Tage im Krankenhaus lebte er in völliger Dunkelheit. In Dunkelheit und Ungewißheit.

„Ich begann über meine Sünden nachzudenken. Ich war überzeugt, daß Gott mein Leben gerettet hatte. Da begann ich mich zu ändern.“

So gierig, wie er vorher nach „Wein, Weib, Gesang“ gehungert hatte - so hungrig war er jetzt nach Religion. Er las alles über alle Religionen, was er kriegen konnte, unterhielt und stritt sich nächtelang mit Geistlichen, und entschied sich dann für den jüdischen Glauben. Seitdem erzählt man sich von ihm folgende Geschichte: Sammy Davis junior steht in der New Yorker Untergrundbahn und liest ein Buch. Ein Weißer beugt sich über seine Schulter und schaut, was es für ein Buch ist. Es ist der Talmud, das heilige Buch der Juden. Da tippt der Weiße dem Sammy Davis auf die Schulter und sagt:

„Sagen Sie mal, Neger zu sein - damit allein haben Sie noch nicht die Nase voll - was?“

Da war es wieder - die alte Frage: wie weit kann es ein Neger schaffen?

„Als mich das einer zum erstenmal fragte, sagte ich:,lch habe einen guten Agenten, ich habe ein bißchen Material, und ich habe Talent!‘ Aber der Mann sagte: ,Aber du bist farbig!‘ Und ich sagte ihm: ,Ich kann das alles schlagen!“

Nun hat er also ein feines Haus in Hollywood (er kaufte es für 75 000 Dollar von Judy Garland, weil es neben dem Haus seines Freundes James Dean stand), und hier wohnt er mit seinem Vater und seiner Mutter und seinen beiden Schwestern. Nun verdient er also eineinhalb Millionen Dollar im Jahr (wovon ihm nicht viel bleibt, weil er rund neunzig Prozent Steuern und elf Mann Mitarbeiter, Musiker und Sekretäre bezahlen muß und den Rest mit seinem Vater und seinem Onkel teilt).  

Nun hat er also die schönste Sammlung von Wildwest-Gewehren in Hollywood und ist so ziemlich der schnellste Schütze in der Stadt: er kann eine Whiskyflasche aus der Hand fallen lassen, mit der gleichen Hand den Colt aus der Tasche ziehen und die Flasche treffen, bevor sie den Fußboden erreicht. Nun hat er all das und nun kann er all das, wofür man ihn den Titel „bester Unterhaltungskünstler der Welt“ gab. Nun hat er alle Rekorde geschlagen. Konnte er „es“ schlagen?

„Ich stand mit Sammy an der Garderobe des Speiserestaurants ‚Dany’s Hideaway‘ “, erzählt der Exquire-Reporter Thomas B. Norgan. „Wir hatten gemeinsam zu Abend gegessen. Nun war es allmählich Zeit für Sammys erste Vorstellung. Ein Teenager kam und bat Sammy um ein Autogramm. Am Eingang der Gaderobe stand ein Mann mit seinem Mantel überm Arm und wartete. Er war untersetzt und blond. Sammy schrieb dem Mädchen seinen Namen auf eine Postkarte.

‚Dankeschön‘, sagte das Mädchen.

‚Gern geschehen‘, sagte Davis und ging die Tür zu.

‚Warum machen Sie das nicht auf der Straße‘, sagte der Mann, der gewartet hatte, jetzt zu Sammy. ‚Andere Leute wollen auch in die Garderobe.‘

‚Es ist Platz genug‘, sagte Sammy, ‚Sie hätten kommen können.‘

‚Wenn ein Neger da steht, ist kein Platz mehr‘, sagte der Mann.

Draußen stand Sammys Wagen. Sammy stand einige Sekunden unentschlossen auf dem Bürgersteig. Er blickte auf die Fenster des Restaurants. Er versuchte, den Mann im Restaurant zu entdecken. Während wir fuhren, sagte er nichts. Aber ich merkte, wie es in ihm fraß. Als wir im Hotel angekommen waren, war er tief verletzt. Und wütend.

‚So ein Jackson!‘ sagte er.

‚Was ist ein Jackson?‘, fragte ich.

‚Jackson‘, sagte er, ‚das sind die Typen, die jeden Neger Jackson nennen. Diese Ratte möchte ich mal zehn Minuten für mich alleine haben.‘

Was Sammy Davis junior jeden Augenblick widerfahren kann, gleichgültig wie weit er es geschafft hat, war geschehen. Ich fand Sammys erste Vorstellung an diesem Abend schlechter als sonst. Er verpaßte Einsätze. Er nahm sein Publikum nicht auf den Arm. Der Rhythmus seiner Songs war langsamer. Irgendwie war es keine fröhliche Schau. 

Danach kam er ins Hotel zurück und legte sich im Bademantel auf die Couch. Er begann zu reden.

‚Sieh mal‘, sagte er, ‚ich habe nie versucht, etwas anderes zu sein, als was ich bin. Ich bin ein Neger, ich weiß es, ich kann nichts dafür, und ich schäme mich deshalb nicht. Das ist eine Frage der menschlichen Würde. Und deshalb trifft mich eine Sache wie mit diesem Jackson so hart. Einmal bin ich in San Franzisko aufgetreten. In der ersten Reihe saß ein Mann, der sagte zu einem Mann neben ihm: ‚Ich habe gar nicht gewußt, daß er ein Neger ist.‘ Dann ist er aufgestanden und rausgegangen. Es ist hart, dagegen anzuspielen.‘

Die zweite Vorstellung war schon besser. Aber es war immer noch so, als ob Sammy den Schnupfen hätte. Nach Schluß, gegen vier Uhr morgens, gingen wir zu fünfzehn Leuten in einen Nachtklub an der Westseite. Man wollte eigentlich schon den Laden dicht machen. Aber der Barmixer ging dann doch mit uns und mit Flaschen und Gläsern in das große Hinterzimmer. Cecil Young und sein Canadian Jazz Quartett wollten gerade nach Hause gehen. Aber als sie sahen, daß Sammy dabei war, packten sie ihre Instrumente wieder aus. Sammy stieg mit in die Jam Session ein, und sie spielten heiß und wild neunzig Minuten lang. Sammy saß am Schlagzeug, blies Trompete und sang mit Cecil Young. Dann, schien mir, hatte sein System den Schmerz ausgeschieden.“