14.8.

Nach dem Großeinkauf am Schlachtensee kehrte ich im Café Seepferdchen ein, von dessen Terrasse aus man ungehemmt auf das nahe Ufer starren kann. Die Küche dort wird von zwei Männern aus dem ehemaligen Jugoslawien bewirtschaftet. Es sind Kroaten, vielleicht sogar Slowenen, herauszufinden ist es nicht, weil sie zwar Bestellungen in deutscher Sprache akzeptieren, aber niemals antworten. Was es zu sagen gibt, steht in Kreidebuchstaben auf einer Sinalco-Tafel. Wie jeden Samstagmittag war dort die sogenannte Jardinière angeboten. Denn irgendwie scheinen die beiden auch französische Wurzeln zu haben, die Jardinière jedenfalls ist eine üppig mit separat gegartem Gemüse gefüllte Gärtnersschüssel, zu der ein aus Sardellen und Öl gerührter Dip gereicht wird, wie zum Beispiel auch im Cercle des Amis von Cagnes-sur-Mer.

Diese Köstlichkeit lockt wiederum die Türken an, denn in der Haute Volée von Istanbul wird ja auch heute noch auf Französisch Konversation gemacht und wer sich beim Einkauf dort mit einem Merci bedankt, wird zuvorkommend bedient. Die türkische Runde im Café Seepferdchen besteht ausschließlich aus Gärtnern, die sich in den Vorstadtsiedlungen eine Marktlücke erschlossen haben: Zwar gibt es hier weitflächige Anwesen, deren von Bäumen bestandene Parks von alteingesessenen Gartenbaubetrieben gepflegt werden, aber halt auch sehr viele Einfamilienhäuser mit Gärten von überschaubarer Größe, allerdings sind die Bewohner häufig in einem Alter kurz vor dem Greisenstatus, und können die anfallenden Pflichten nicht mehr zu erfüllen. Um dieses Kleinvieh kümmern sich die Türken. Wenn sie sich allsamstäglich zur Jardinière einfinden, wird die Terrasse des Seepferdchens zum Belauschhimmel – wenn man sich für Gartentalk interessiert. Der eine, mit herrlich grau meliertem Haar, berichtete von einem Problemgarten in der Lohengrinstraße (ich vermutete, es könnte sich dabei um den Bildhauer handeln, dessen Gartentorsäule unermüdlich von der Antifa besprüht wird), wo der Rasen wie von unsichtbarer Hand zweigeteilt auf der einen Seite des Hauses gedeiht, auf der anderen nicht. Und dann ging es natürlich, dabei regnete es gerade einmal nicht, um das Wetter. Einhelliger Tenor der Naturheger und -pfleger: »Langsam reicht’s«. Sowie um die anstehenden Türkeiurlaube im September, wenn – Regen hin, Regen her – die Wachstumsperiode abgeschlossen sein wird.