18.4.2019

Mein Schlafzimmer hier liegt laut GPS-Daten 412 Meter über dem Meeresspiegel, was erklären könnte, warum ich hier so gut schlafe: Heimerdingen liegt auf 413.

Gestern, beim Nachtessen im Morgenstern da Mario wurden Telefone herumgereicht zur Begutachtung. Auf dem einen war der Gebäckhase von Sprüngli zu sehen, auf dem anderen das gebackene Modell des Chocolatiers Vollenweider. Im Vergleich mit dem Sprüngli-Hasen direkt unansehnlich, denn der Mandelbiscuitteig ist dunkel glasiert, tendierend ins Umbra. Der von Sprüngli hingegen goldbraun gebacken und klar glasiert, über den Rücken nur sachte mit Zuckerpuder bestäubt. Der von Vollenweider hat nichts liebliches an sich, seine Ohren sind spitz; ein expressionistisch verzerrter Dürerhas`. Und trotz all dieser ästhetischen Contrapunkte fällt das Votum zugunsten des Vollenweiderschen aus. Weil dessen mir als zu dunkel glasiert erscheinender Teig wohl doch (noch) besser mundet, als die gleichwohl bewährte Teigrezeptur von Sprüngli. Zudem reicht der Hase von Vollenweider in der Ausführung Gross für bis zu zwölf Personen (124 Franken).  Wo wir schon mal dabei waren, stellte ich die Saisoninnovation des Chocolatiers Läderach zur Debatte: Das mittlerweile auch in Deutschland erfolgreiche Haus hat gerade ihrem formschönen Klassiker, der Schokoladenhäsin Cleo, einen Schokoladenhasen namens Lou beigesellt. Der, wie ich finde, ultra dämlich aus der Wäsche schaut. Meine These, es handele sich um eine schokoladene Verkörperung des sexistischen Blickes auf den Mann (aus weiblicher Perspektive) wurde nicht geteilt. Als lieb ausschauend wurde der Neuzugang ins österliche Universum betrachtet; erschreckt.

Später, im Bett las ich noch in den Signaturen von Lorenz Jäger. Das ist ein schönes Abendbrevier, in dem man sich jeweils noch ein bis zwei Geschichten zur Brust nehmen kann, bevor man das Licht ausmacht. Genial seine Erzählung von Richard Wagner in Paris, der dort den Tannhäuser aufführen lassen will, aber er kann in der gesamten Stadt keine zwölf Waldhörner auftreiben. Gezwungenermassen trifft er sich mit Adolphe Sax, den er unangenehm findet, aber wie sonst sollen die kühnen Jagdrufe im ersten Akt erzeugt werden? Im Zweifel halt mit Saxophonen. Für Lorenz Jäger begegnen sich hier, wie zwei Tonabnehmer auf zwei parallel aufgelegten Schallplatten die Sounds von Symphonik und Jazz. Der Crossfader freilich mittig eingestellt.

Der Luftdruck liegt bei 970,1 Hektopascal.