31.12.2019

Als letzte Post des Jahres (und des Jahrzents!) trifft endlich das Jamaica-Buch von Fleming ein. Darin der ersehnte Aufsatz über Dialect, Magic And Religion, von dem ich mir Grundlegendes zum Verständnis des Inselvolkes versprochen hatte (in zwei Wochen brechen wir auf). Enttäuschenderweise hat die Forschung zum Zeitpunkt der Drucklegung, 1965, noch kaum etwas zur Inselsprache Patois herausbringen können. Auch der Rastafari-Kult ist da noch eher Randerscheinung, Reggae unbekannt. Interessant jedoch der Verweis auf die afrikanische Sprache Akan aus Ghana, auf die sich zahlreiche der auf Jamaica verwendeten Begriffe zurückführen liessen. So gibt es im Akan das System eines Geburtstagsnamens, der auf den jeweiligen Wochentag hinweist, an dem man zur Welt gekommen ist. Das scheint in dieser Kultur von erheblicher Bedeutung. Ausserdem werden diese den Wochentagen zugeordneten Namen in für Mädchen und Jungen eignenden Formen verliehen, damit auch in der Zugehörigkeit zum jeweiligen Geschlecht Eindeutigkeit herrscht, beziehungsweise: man weiss, mit wem man es zu tun hat, wenn man über jemand anderen spricht. Unter den Sprechern von Akan und auf dem alten Jamaica stünde Ludwig van Beethoven namensmässig eher halbseiden da — ein Freitagsmann? Oder doch eher ein klassischer Mittwoch? Hegel hingegen, im selben Jahr an einem Montag geboren, dürfte dort zusätzlich zu Georg, Wilhelm und Friedrich «Cudjoe» heissen. Und sein Jahreskollege Hölderlin als Dienstagssohn: Cubbena.