5.11.

Wund – müde auch. Innerlich kaputtgearbeitet. Die vergangenen Tage, gering an der Zahl, waren hart.

In dem Bürogebäude, in dem sich die Redaktion befindet, ist vor kurzem eine Firma namens Violence Prevention Network eingezogen. Eines Morgens traf ich vor dem Aufzug eine junge Frau. Wir bestiegen die Kabine gemeinsam. Ich fragte, welchen Stockwerksknopf ich für sie drücken darf. Von ihrem Haltewunsch konnte ich darauf schließen, dass diese Frau eben dort, beim Violence Prevention Network, beschäftigt ist. Ich fragte, was diese Firma macht. Sie sagte, man kümmere sich dort um Jugendliche, die in Gefahr stünden sich zu radikalisieren. Und dann hielt der Fahrstuhl, sie ging einfach hinaus und sagte: »Einfach mal googeln.«

In der Zeitung lässt Claudius heute auf der ersten Seite des Feuilletons die englische Übersetzung von Irre abdrucken, die nun, 34 Jahre nach der deutschen Erstausgabe, erscheint. Ich frage mich, ob ich vielleicht noch dreißig Jahre mich gedulden muss, bis Untitled für den Rest der Welt zugänglich gemacht wird. Ein bisschen seltsam ist es ja schon, wenn ich mich mit Leuten stundenlang auf Englisch über alles mögliche unterhalten habe. Und sie mich dann immer, beinahe immer fragen, ob sie etwas von mir zu lesen haben könnten, bitte. Und ich dann immer sagen muss: »Leider nein.«