1.11.

Endlich die daumenlange tote Kakerlake weggekehrt, die seit drei Tagen vor dem Kleiderschrank lag und mich jedes Mal wieder erschreckt hat, wenn sie sich in mein Blickfeld schob.

Das zweite Biest, das unter dem Badregal verendet ist, räumt Esther mit ihren eiskalten vier Jahren weg, indem sie es am Fühler packt und in den Müll wirft. Dann fragt sie, ob sie das kleine Vogelei mit der marmornen Schale, das wir ohne eine Spur des dazugehörigen Nestes im Hof gefunden haben, kaputtmachen darf. Ich rufe »Non!«, sie holt mit geballter Faust aus und eine rotbraune Flüssigkeit rinnt ihr durch die Finger.

Seit kurzem ist klar, was der dreistöckige Rohbau gegenüber wird, durch den jetzt noch die untergehende Sonne auf den Hof fällt: eine Kirche. Eine Überraschung ist das nicht gerade. Geil aber auch nicht. Goil heißt übrigens das staatliche Ölunternehmen mit den hübsch modernistischen, orangefarbenen Tankstellen. Ich muss dabei immer an süddeutsche Teenager denken: »Goil, Oider!«

Dann fällt zum zweiten Mal am selben Tag der Strom aus. Vor zwei Jahren noch ging der Rhythmus, der sicherstellen sollte, dass die nicht in ausreichender Menge produzierte Energie länger reicht, so: 24 Stunden Strom, dann 12 Stunden kein Strom, dann 12 Stunden Strom, dann 24 Stunden kein Strom. Als das Licht nach einer halben Minute wieder angeht, kann man ein paar Kinder jubeln hören.