20.11.

Es fängt damit an, dass ich den Geruch des italienischen Sonnenöls aus dem Herrenmenschensupermarkt (LSF 50, ich war so glücklich, das gefunden zu haben) widerlich finde und mich frage, wie ich das kaufen konnte. Mir ist schlecht und mich dürstet nach dem Essig-Wasser aus dem Cornichons-Gläschen. Ich gieße es ab, lasse einen Eiswürfel reinfallen und trinke es in kleinen Schlucken. Die Lammwürstchen, die in der Pfanne brutzeln, riechen, als hätten sie zu lange in der Sonne gelegen. Der Gedanke an Essen, Wein oder Zigaretten: unerträglich. Meine Knochen schmerzen. 

Als ich unter dem Moskitonetz im Bett liege, kommt mir das Zimmer ungewöhnlich heiß vor. Auf meiner Stirn steht der kalte Schweiß. Hatte ich gar nicht bemerkt. Immer, wenn ich nachts aufwache, trinke ich etwas Wasser; es schmeckt komisch süß. Neue Erkenntnis: Um ein Uhr morgens ist der einzige Zeitpunkt, zu dem kein Tier da draußen irgendein Geräusch macht. 

Jetzt, wo ich ein paar Kinder kennengelernt habe, die nächstes Jahr vielleicht einfach nicht mehr auf der Welt sind, ist mir unbegreiflich, warum jemand, der es sich leisten kann, freiwillig auf Malaria-Prophylaxe-Tabletten verzichtet. Michael Glawogger konnte seinen letzten Film nicht fertigmachen, weil ihn ein Tier zu viel gestochen hat oder das falsche. 

Als ich Joachim 2013 in Äthiopien besuchte, nahm ich keine Prophylaxe – Addis Adeba liegt zu hoch für Moskitos. Als ich dann für ein paar Tage in die Ebene fuhr, nach Harar, lag ich umschwärmt von Viechern auf meinem Herbergsbett – kein Netz dabei, kein Spray, keine dieser Insekten-Spiralen – und dachte: Aha, so sterbe ich also. Na ja, ich war grundsätzlich in einer etwas überdramatischen Stimmung zu der Zeit. 

Am Morgen geht es mir besser, ich wache auf und habe Hunger. Vielleicht war es die Anstrengung, vielleicht der Schlafmangel, vielleicht die kleinen, frittierten Teigbällchen vom Straßen-Imbiß. Vielleicht alles ein bisschen. Der Gedanke, dass das nächste Krankenhaus nur ein paar Schritte entfernt ist, hat geholfen. Das Sonnenöl riecht leider immer noch billig. 

Sonntags wird saubergemacht. Die Krankenschwester hat alle zwölf Paar Schuhe der Familie in Seifenlauge eingeweicht und sie zum Trocknen auf den trockenen Brunnen gestellt. Der Teenie-Sohn der Katholikin wäscht in zwei einem Plastiktrögen Wäsche. Was dann doch irgendwie ein guter Anblick ist; Haushalt ist normalerweise Mädchen- und Frauenarbeit.