22.03.

Der Großteil der deutschen Delegation ist abgereist, die offiziellen Termine sind vorbei. Anders als anfangs angedroht, brauchen wir Zurückgebliebenen doch keine einheimischen Aufpasser. Die große Freiheit. Mit Hilfe einer Visitenkarte schaffen es Kathrin und ich auf die Party von BBC News. Der Sender feiert die Inbetriebnahme der Programme auf Igbo, Hausa und Yoruba und die Eröffnung seines Büros im 12. Stock eines glitzernden Turms in Ikoyi. Als wir ankommen, ist der Palmwein schon alle. Gin Tonics nehmen wir aber auch. 

Auf einer Bühne führen kostümierte Truppen ihre Tänze auf. Das Publikum hat sich aufgedresst: die Frauen in ausladenden Kleidern und High Heels, die Männer wie immer sehr elegant. Neben den Alltags-Zweiteilern aus über einer Hose getragenen kragenlosen Hemden, deren Länge von hüft- bis knöchellang reicht, bin ich Fan der Kopfbedeckungen: deb flachen Kappe namens Kufi, den okpu agu, die schwarz-rot-weiß geringelten Mainzelmännchen-Strickmützen der Igbo, die schlafmützenartig schlaff auf einer Seite herunterhängenden Mützen der Yoruba namens fila und die fula, die hohen gemusterten Hüte der Hausa, wie sie auch der Präsident trägt. 

Auf weißen Kunstledersofas sitzen die oba. Der Häuptling der Yoruba aus dem Osten des Landes ist mit seiner Frau gekommen, sie tragen zueinander passende, funkelnde Kappen mit einem ebenfalls mit Glitzersteinen besetztem Horn an der Stirnseite. Hinter ihnen steht der Zepterhalter mit dem mehr als einen Meter langen, von einem Vogel gekrönten Stab, neben ihm ein uniformierter Security-Mann. Während der Vorführung des Yoruba-Tanzes erhebt sich der Häuptling in seinem bodenlangen Gewand, holt einen Stapel 1000-Naira-Scheine hervor und lässt sie auf die Performer regnen. 

Im Hotel hat uns der diensthabende Rezeptionist sehr freundlich gefragt, ob wir vielleicht tageweise und bar bezahlen könnten. Unklar bleibt, ob er das Geld selbst einstecken oder die Hotelleitung es an der Steuer vorbeischmuggeln will.