23.12.

Am Straßenrand an der Küste entlang in Richtung Westen gibt es Rohrratte zu kaufen, genau wie etwas mit langem, schwarz-weiß geringeltem Schwanz – eine Katzenart oder ein Affe, ich kann es nicht genau erkennen. Wie ich im Econimist lesen muss, ist Rohrratte wie alles Buschfleisch doch problematisch, wegen Ebola und weil die unregulierte Jagd das Ökosystem zerstört. Mann! 

Die von mir wegen ihrer Quacksalber ungeliebte VIP-Busgesellschaft wirbt auf Social Media u.a. damit, allen ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer Stammes- und Volkszugehörigkeit die gleichen Jobchancen einzuräumen. Für die Religion gilt das offenbar nicht, die Quacksalber an Bord sind immer Christen. Diesmal sind es gleich zwei hintereinander, sie lassen die Passagiere »Amen« sagen, bevor sie ihre Mittelchen auspacken. Der Bus passiert Kormantse, einer von Louis Armstrongs Vorfahren wurde von hier aus auf Plantagen in der Karibik verschifft; ein Ur-Ahne von Michelle Obama sah Afrika das letzte Mal in Cape Coast, nicht weit von hier. 

In Elmina übernachte ich im One Africa Health Resort, das allein so heißt, weil es Massagen anbietet. Direkt vor dem Hotelgelände brechen sich gewaltige türkise Wellen auf den braunen Felsen, davor Palmen. Ich kann nicht glauben, dass ich seit Monaten in einem Land am Atlantik bin und noch nicht einmal darin schwimmen war. (Ich frage dann später noch einmal genau nach. (Merke: Präzise formulieren. Es gibt Strände, es gibt saubere Strände, Strände zum Schwimmen und welche, um nass zu werden) und erfahre, dass man morgens an einer Stelle sehr wohl ins Wasser gehen kann, ohne von der Strömung mitgerissen zu werden).

Die schlohweiß-rastalockige Hotelbesitzerin stammt aus Chicago. Ich beziehe die strohgedeckte Hütte, deren Wände mit Fotos von Malcom X geschmückt sind, das angeschlossene kleine Museum hängt voller Bilder, Zeitungsausschnitte und Dokumente, die sowohl die Sklavenunterdrückung als auch die gesellschaftliche und politische Bedeutung Schwarzer in der Welt dokumentieren. Bibelzitate beweisen, dass Jesus schwarz war, mit kupferfarbenen Füßen. Eine Wand ist Pionier-Frauen gewidmet, Sojourner Truth, Maya Angelou, Condolezza Rice. Karikiert wird der ganze pan-afrikanische Ansatz e i n  w e n i g  durch die offensichtlich seit den 80er-Jahren ungebrochene Liebe der Hotelière zu einem afrikanischen Diktator. Über dem Eingang zur Rezeption steht: »His Excellency President Robert Mugabe«, hinter dem Tresen hängt neben Bildern von Obama und Kwame Nkrumah ein Zeitungsartikel mit dem Bild des zwischenzeitlichen Ex-Präsidenten: »Zimbabwe: We will not capitulate«. Nun ja. Auf dem gesamten Gelände herrscht übrigens Rauchverbot. Zigaretten verteufeln, Unterdrückung bekämpfen und Diktatoren verehren – Joachim würde sagen: Wie unterschiedlich die Menschen doch sind. Und Ullis Oma: Nicht ärgern, nur wundern. Was ja generell ein gutes Lebensmotto wäre.