25.10.

Ich liebe den Laden schräg gegenüber meines Zimmers, aus ziemlich durchsichtigen Motiven: Er hat eine offene Front, drei lindgrüne Wände und ein auf voller Breite der Ladenrückseite eingebautes Holzregal in derselben Farbe. Darin lagern Eiern in quadratischen, flachen Eierkartons, wie sie früher zum Dämmen von Bandproberäumen benutzt wurden. Viele Dutzend Eier, braun und weiß, und nichts weiter. Dazwischen Luft. Es handelt sich um einen angenehm übersichtlichen Laden. Ein Eierfachgeschäft. Vor dem Regal hockt die Ladenbesitzerin auf einem Schemel und sortiert neue Eier in Kartons, die sie dann ins Regal stellt. Das zweite Produkt, das sie im Angebot hat, sind Waxprints. Sie hängen auf der gefliesten Terrasse auf einer Wäscheleine, über einem bis auf ein Bündel Bananen leeren Warentisch. Als ich meine Hand über die gefalteten Bahnen gleiten lasse, fragt sie von drinnen: »Soll ich herauskommen?« Der Ansatz gefällt mir gut. Es ist sonst häufig Brauch, sehr nah beim Kunden zu bleiben – um nicht den hübsch bildlichen Ausdruck breathing down someone’s neck zu benutzen. »Ja, irgendwann schon. Aber ich schaue erst mal.«

Ich schaue erst mal, sie kommt irgendwann heraus, nimmt Stoffe von der Leine, faltet sie auf dem Tisch auf. Ruft etwas in Richtung des Hofs hinter dem Laden. Eine jüngere Frau erscheint, bringt mehr Stoffe. Die Ladenbesitzerin erwähnt, dass sie Näharbeiten in Auftrag geben kann, sie arbeite mit einer guten Schneiderin zusammen. Wie durch Zufall biegt die Gemeinte um die Ecke. »Sie sollte schon um 12 Uhr hier sein«, sagt die Eierfrau. »Jetzt ist es vier, Zufall, na ja.« Aus Richtung des Hofs materialisieren sich ein paar Beispielhemden. Als es um Größen geht und ich die Dimensionen des zukünftigen Hemdenträgers beschreibe, ruft sie wieder etwas in den Hof. Ein junger Mann erscheint, praktischerweise mit nacktem Oberkörper, als hätte er sich schon mal freigemacht. Ich schaue ihn an, kneife die Augen zusammen, sage: »Etwas größer und breiter«. Entscheide mich für je sechs Yards von einem geometrischen türkis-senfgelben Muster und rote Blüten auf Dunkellila, und für zwei Yards von dem Yves-Klein-Blau mit den stilisierten gelben Wappentier-Pferden. Das Hemd, sagt sie, sei morgen fertig.

Als wir noch zusammenarbeiteten, sagte Max mal, nachdem wir eines Tages von Sprüth Magers zu einem Dinner in der Galerie eingeladen worden waren: »Damit haben wir genug geschafft für heute«. Das ist genau, was ich auf dem Weg zurück ins Haus denke.