森林浴

Die Erben des Nachbarn haben sämtliche Bäume auf dem Grundstück abholzen lassen. Auch den Alleebaum vor der Gartentüre. Die Kiefern waren siebzig Jahre alt. Die zu Walzen zersägten Stämme liegen festgefroren auf der weißen Erdoberfläche herum. Das jammervolle Bild begleitete mich fortan durch den Tag.

Bei Minustemperaturen friert am Ostbahnhof die Weiche ein. Die S-Bahnen verkehrten nur noch im 20-Minuten Takt und so stand ich, gemeinsam mit den anderen, auf dem schattigen Bahnsteig unter der Warschauer Brücke, bis endlich dann der Zug das Gesindel aus Bernau und aus Königswusterhausen herankarrte. Beinahe 25 Jahre in Berlin – ein Vierteljahrhundert! – und ich bringe es noch immer nicht fertig, »Du Fotze zu sagen. Denken kann ich es. Auch stimmlos vor mich hin artikulieren. Aber über die Lippen bringe ich es nicht.

Marie Antoniette sagt, wenn der S-Bahnverkehr zum erliegen kommt, sollen die Leute halt Taxi fahren.

Bis abends war ich voller Wut. Doch die klare Luft umfing mich, sodass ich nicht explodieren konnte. An der letzten Station fuhr dann ein Bus heran, doch nahm der Fahrer nun sein Recht auf eine Pause wahr. Wir, die draußen das Verstreichen seiner Pause erwarteten, konnten ihn in seinem Gehäuse aus Schummerlicht und Wärme anschauen, wie er, hinter dem Steuerrad sitzend, in einem Formularblock sinnloste.

Auch Berlin: Die Leute nehmen es hin. Man wandte ihm den Rücken zu, um sich zu unterhalten.

Später, beim Auspacken des Stifte-Etuis war die Tinte im Füller gefroren.