10.4.

Nach einem geglückten Tag – Kaffee in der Sonne vor dem brandneuen Café gegenüber (und die können sogar Croissants!!!), dem Megainterview von Carl Jakob Haupt im Magazin der Frankfurter Allgemeinen plus einem sehr schönen Text von Patrick Bahners zur Kristallisation bei Stendhal und Proust im Feuilleton; dann Sonne und Wind durch die geöffneten Fenster, noch mehr Kaffee und erfreuliche Arbeit am Schreibtisch, Flow eben, daraufhin alles gelang, wie es schien. Gelöstes Telefonat mit Jan über das hochinteressante Problem einer Adverbialkonstruktion, dann kurz raus, um bei Kaiser’s einen Messbecher zu kaufen, damit ich, zum Feierabend hin, mir als Belohnung, endelijk endelijk diesen portugiesischen Wackelpudding zubereiten können würde, der mir von Friederike zugeschickt worden war. Alle superfreundlich bei Kaiser’s, die Messbecher waren dort nämlich derart gut versteckt, gleich bei den Würsten, dass ich sie ohne Hilfe wohl niemals – egal. Auf dem Heimweg durch den Park dann hübsche Szenen aus den die Frühlingsszene in sich aufnehmenden Menschen mit Wasserpfeifen und teilweise auch ersten Grills. Alles herrlich, alles wie es sein soll. Der Wackelpudding gelang auch dementsprechend, nachdem mir die Frau des Hausmeisters, der Portugiese ist, geholfen hatte, die Gebrauchsanweisung zu entziffern. Hinter den Kirschblüten hüpften die Kinder auf einem Trampolin und dazu sang eines von ihnen sage und schreibe »I believe I can fly«.

Dann sang die Amsel, dann ging die Sonne unter. Als es dunkel war, saß ich am offenen Fenster. Im kleinen Park nebenan wurden Stimmen sozusagen laut, auch Frauen darunter, die grölten zuerst herum, dann schrien sie: »Vergasen, Vergasen«. Dann rief eine Männerstimme  immer wieder : »Es lebe Adolf Hitler!«, darauf die Frauen: »Ich bin der Führer, ich bin der Führer!«.

Ich wählte die 110.

Netter Polizist am anderen Ende. Ich hielt meinen Apparat aus dem Fenster und übersetzte ihm den Rest. Er versprach, sofort seine Kollegen loszuschicken. Ich hielt die Luft an. Das kann ich echt gut, zwei Bahnen im Schwimmbad sind kein Problem. Zwanzig Minuten später machte ich alle Fenster zu, nahm meinen Walkman und ging ins Bett. »Walls come tumbling down« von Style Council ist Comfort Music für mich. Die zweite Maxisingle, die ich mir gekauft habe. Bei Elektro Dittus in der nahegelegenen Kleinstadt Ditzingen war Vorhören nicht möglich, es kamen auch immer nur ganz wenige neue Platten pro Woche, aber ich fand in dem Fall das Cover so interessant. Hatte 7 Mark 50 gekostet.

Von Marcus Antonius erzählt man sich, dass er im Sitzen geschlafen hat, immer nur kurz, weil er in einer Hand silberne Kugeln hielt und darunter stand eine silberne Schale. Ich mache das mit dem linken Daumen auf der Rückspultaste des iPod.