1.11.2019

Es drangen keinerlei Kinder ins Haus. In der Nacht dann trotzdem aufgeweckt durch schaurige Geräusche. Ein dumpfes Dröhnen, irgendwie heulend auch. Es war um die stille Stunde. Ich ging in der dunklen Wohnung umher, lauschend: Anscheinend kam das von draussen. Aber so, direkt allumfassend? Sehr gross. Bis ich ein Fenster öffnete und drauf kam, dass es das Gerüst war, an der Fassade, in dessen Stangen der Wind hineingriff wie in ein Paket stählerner Saiten. Die hatten das Gerüst ja mit Schraubhaken am Hinterhaus befestigt. Das überträgt wohl die Schwingungen in die Bausubstanz. Schlief dann etwas besser. Immerhin keine eierwerfenden Kinder auf dem schwankenden Gerüst.

Sass ansonsten gestern auf der Terrasse vor dem Bootshaus am Lietzensee. Kühl aber sonnig. Das Licht fiel schräg ein und brachte das Kielwasser der Enten zum Leuchten, wie eine Gravur. Wie der Reiher seine Flügel wegklappt, gleich nach der Landung, kaum dass er steht. Wie einen Gegenstand, sein Fluggerät.

Die Bäume, Weiden vor allen Dingen, schauen so viel schöner aus in ihrem Spiegelbild. Was aber wenn sich einem dann die ganze Welt für immer nur noch so zeigte und man käme nie wieder auf die andere Seite des Bildes zurück? Alle Gesichter schauten einen an wie von ihrem Platz hinter einem Wasserfall. 

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung erschien heute vor siebzig Jahren zum ersten Mal. Vor gerade mal zwölf Jahren haben sie das Bild auf der Titelseite eingeführt und jetzt gibt es schon wieder eine Veränderung. Irgendetwas stimmt mit den Schriften nicht mehr. Ich glaube, es wurde am sogenannten Durchschuss herumgedreht, die Zeilen schauen auf einmal luftiger aus. Seltsame serifenlose Schriften. Deutlich mehr rote Elemente. Die Leserbriefe erinnern jetzt an ausgedruckte EMail. Mir gefällt das nicht. War ja klar. Generell kann ich sagen, dass sämtliche im 21. Jahrhundert durchgeführte Re-Brushes und Re-Designs unsere Zeitungen nicht schöner gemacht haben. Woran das bloss liegt?