11.9.2019

Vor 18 Jahren war ich nachmittags mit Martin zu Fuss unterwegs durch das Glockenbachviertel, eventuell dort am Ufer des Glockenbachs selbst entlang, wahrscheinlich nach einem Besuch des Schyrenbads, auf dessen Liegewiese wir sämtliche, in meiner Erinnerung lückenlos sonnigen Tage des Sommers im Jahr 2001 verbracht hatten. Mir fällt das heute angesichts des Datums ein, das geschichtsträchtig werden sollte, bekanntlich, aber speziell in unserem Fall, bedingt durch Zeitverschiebung, erst später an jenem Nachmittag, als wir unweit des von uns damals sehr geschätzten Lindwurmstüberls die, wie es hiess: Räumlichkeiten der Agentur Herburg Weiland betreten hatten, wo alle schon um einen Fernsehapparat (ein zu damaliger Zeit noch durchaus üblicher Anblick) herum sassen. Die Stimmung war—hier wieder Erinnerung—seltsam heiter, vermutlich von Angstlust geprägt, oder von Fassungslosigkeit. Dann, es lief das ZDF, bohrte sich das zweite Flugzeug in den unbeschädigten Turm. Live.

Neulich auf der Geburtstagsfeier von Claudius kam es zum unverhofften Wiedersehen mit Martin. So gut wie keinen hatte ich erwartet, er aber stand hinter einem Haufen blühender Hortensien verborgen und rief mich grüssend meinen Namen (meinen Namen als Gruss). Und ich seinen. Wir haben sehr viel mehr erlebt in dieser Münchner Zeit, die an dem Abend auf der Feier wieder aufleben sollte, aber jener Nachmittag im September ist zu dem Nagel geworden, an dem das Bild unserer gemeinsamen Zeit gehängt wurde. Von da an, nicht gerade 18 Jahre lang, aber lang, haben wir uns nur noch selten gesehen. In den letzten zehn überhaupt nicht mehr. Da wuchs wilder Bärlauch am Ufer des Glockenbachs und vor allem halt zwischen den Gräbern auf dem langgezogenen Friedhof hinter dem Spital. Am Imbissstand des Freibads gab es optimale Wurstwecken, mit kreisrunden, appetitlich rosafarbenden Lyonerscheiben belegt. Aber ich bin mir nicht mehr sicher: lag, oder lag da keine zum Fächer geschnittene Saure Gurke darauf?