14.4.

Cornelius Reiber hatte mir eine App zur Identifikation von Vogelstimmen empfohlen. Leider kostenpflichtig. Und dazu noch ein Fehlkauf, wie ich anhand geduldiger und zunächst auch dieser Erfindung wohlmeinend gegenüber eingestellt durchgeführter Testreihen feststellen musste. Dabei behauptete Weblr doch, beim Amselvater handelte es sich um eine Nachtigall. Aber wenn ich eines besser wusste als diese App: Der Amselvater war auf gar keinen Fall eine Nachtigall. Sehr anrührend jedoch war bei jedem Mal dieses Bild, der Anblick, wenn ich das Balkonfenster öffnete, um das iPad hinauszustrecken in diesen großen Raum vor dem Fenster, in dem es manchmal regnete, in dem es sang, denn dann hielten die Vögel auf verschiedenen Ästen sitzend in ihrem Tun augenblicklich inne wie ertappt, und viele von ihnen hielten entweder gerade einen Zweig oder ein paar Grashalme quer in den Schnäbeln. Wie auf einer Großbaustelle. Die singende, klingende Großbaustelle vor meiner Tür.

Für den Rest des Tages dann alles abgesagt und mich ganz dem Editionsprojekt Im tiefen Tal der Superbürste gewidmet. Weil das Wetter so schön war, machte ich Querlüften und drehte zum ersten Mal sämtliche Heizkörper ab. Der Hausmeister betrieb stundenlang seinen Dampfdruckreiniger, um die Terrasse zu reinigen, aber der Lärm war mir recht, denn ich musste beim Editieren beinahe durchgehend lachen, sodass ich in der Mittagspause feststellte, dass ich mich gar nicht mehr erinnern konnte, wann ich zum letzten Mal Seitenstechen bekommen hatte.

Und Lachen ist ja wirklich gesund! Ich konnte es plötzlich kaum mehr erwarten, ich war richtig ungeduldig, wieder zurück an den Split-Screen zu dürfen, um mich weiter durch diese Gedankenwelt zu scrollen, um mir herauszukopieren, was mir gefiel. Und auf der rechten Seite entstand so – eben gar nicht mühsam, sondern auf erbauliche Weise – ein klarer und in seiner Klarheit sogar leuchtender Text. (Klar, da wirkt auch das von sich aus leuchtende Display womöglich trügerisch, wird man sozusagen noch im Endeffekt sehen müssen, aber zuversichtlich bin ich immerhin). Peter Handke hat mal geschrieben, dass er Übersetzen schöner findet als Schreiben. Jan findet Schneiden schöner als Drehen. Ich finde Schreiben schön, aber Editieren macht mir auch große Freude. Ich lerne auch viel dabei. Gestern zum Beispiel, als ich trotz Brille nicht mehr fokussieren konnte, hatte ich vor dem Einschlafen die Erkenntnis: Alles was du sein willst, ist erbaulich, friedlich und lieb.