15.6.

Auf der Suche nach Sauerampfer, den es dort angeblich, aber eben leider nur angeblich hätte geben sollen, fand ich mich auf der Sonnenallee vor dem Schaufenster eines Geschäftes für Verlobungskleider und Brautkleider wieder. Die ausgestellten Kleider waren Puppen übergezogen, denen man die Perücken falsch herum aufgesetzt hatte, so dass das lange Hinterhaar bis an den Halsansatz herunter reichte, um die darunter sich befindlichen Gesichter der Puppen zu verdecken. Das sah aus wie Martin Margiela. Kann sein, dass es den Verkäufern dort bewusst war. Kann aber auch sein, dass nicht.

Dann schüttete es aus heiterem Himmel (und das auf der Sonnenallee!), und ich führte beim Unterstehen ein schönes Fachgespräch über Radieschen. Ging dann während es noch tröpfelte in den Dandy Diner und setzte mich ans offene Fenster zur Straße. Vor dem Friedhof dampfte der Asphalt, dahinter der Friedhof im dunstigen Grün, und ich freute mich über die vielen Kakteen in hübschen Übertöpfen vor den rosa gekachelten Wänden und auf der rosafarbenen Tischplatte aus Beton. Der Aufstieg des Kaktus zur It-Pflanze ist nicht mehr aufzuhalten. Jetzt auch in Neukölln, ich saß dort in Gesellschaft eines knorrigen Zweienders mit nur ganz wenigen Stacheln. Dass 2016 zum Year of the Cactus werden würde, wurde mir persönlich erst klar, als ich im Soho House an der Kasse Götz Offergeld traf, der sich nonchalant einen meterhohen Monokaktus hatte einpacken lassen. Er zahlte mit Karte, ich nahm den geforderten Preis mit hochgezogener Augenbraue zur Kenntnis und riet ihm, den nächsten Kaktus doch in einem Fachgeschäft für Kakteenhandel zu kaufen, doch für ihn ging das auch so in Ordnung. Er betrachtete seinen Kaktus eher als ein Möbelstück.