16.3.

Warum berührt mich der Ausblick auf den See in einer ganz anderen Weise, als der, den ich auf den Fernsehturm hatte? Ich war noch gar nicht am Wasser unten, fiel mir dabei ein. Anfänglich hatte ich zu Unrecht befürchtet, der See könnte es schaffen, durch seine nackte Erscheinung so einen schwäbischen Nutzungsstress in mir auszulösen. Dass ich dann täglich einmal ans Ufer gehen müsste, weil: Wann lebt man schon mal in der Nähe eines Ufers! Oder die Wassertemperatur prüfen am Steg. Wie in der Beziehung mit einer Frau, die extrem große Brüste hat: dass man sich dauernd daran erinnert, noch etwas mit diesen Brüsten zu machen, weil die eben vorhanden sind und aufgrund ihrer auffälligen Größe fähig, auf sich selbst hinzuweisen.

Warum bewegt mich der Morgengesang der Amsel hier auf ihrem Baum vor meinem Fenster in ganz anderer Weise, als der meiner Amsel, die dort auf einem Baum vor dem denkmalgeschützten Plattenbauensemble wohnte? Gut möglich, ja, ich wünsche mir eigentlich, dass es sich hier noch um dieselbe Amsel handeln mag; dass sie mir nachgefolgt ist, über dem dahinfahrenden Lastauto fliegend, um sich dann vor meinem Fenster hier einen neuen Schlafbaum auszusuchen.