20.12.2020

Arroganz hat die Eigenschaft, sich selbst in verschriftlichter Form noch am Leben zu halten. Mit Arthur Jaffa habe ich nur zweimal am Telefon gesprochen, aber als ich gestern einen langen Text las, den der New Yorker hat, war meine Erinnerung an seine schroffe, zugleich maulfaule Art (interessanter Gegensatz zum foul mouthed im Englischen btw) beinahe körperlich da; mehrfach musste ich das Heft sinken lassen, um Stärke zu fassen, damit ich mein Rad weiterrollen konnte durch seinen Text.

Damals, es war in den letzten Tagen von Interview, die Schweizer schon längst von Bord, hatte der Doge von Moabit sich zur Idee einer «Black Issue» inspirieren lassen. Rassismus war da gerade groß in Mode gekommen, aber anders als früher, natürlich, und im Schwarzen Heft sollten sämtliche Leute, über die geschrieben würde, mit dunkler Hautfarbe ausgestattet sein. Die Zusammenstellung dieser Töne von der dunklen Palette war vom Dogen an eine junge Kunstsammlerin übertragen worden (das war der zweite Megatrend neben Blackness: Curated by). Ungewöhnlich war hingegen die Idee des Dogen, dass diese Frau, eine Weiße übrigens, auch die Gespräche mit den von ihr ausgewählten Schwarzen selbst führen sollte. Allein das Abtippen der Bänder, so der Plan des Dogen, obläge dann mir. Gerne übernahm ich im Zuge dessen auch die Anbahnung des Gespräches selbst und auf diese Weise kam ich zu meinen Telefongesprächen mit Arthur Jaffa, während derer ich anfänglich irritiert war ob seiner Lustlosigkeit, bald selbst abgeturnt von seiner Arroganz. Beim Abtippen der Bänder kam ich aber dann auch dort an eine Stelle, wo er zur jungen Sammlerin jenen Satz sagte, den er auch mir gegenüber zweimal vorgebracht hatte: «I’m not talking to you. I talk to black people.»
In dem Gespräch für den New Yorker jetzt, das Calvin Tomkins geführt hat, sagt Jaffa zum Abschluss noch einmal seinen Satz, aber dieses Mal führt er ihn aus: «I’m super-pleased when white people like my work, or are interested in it, or provoked by it. But I’m talking to Black people, not to everybody. I’m certainly not trying to talk to white people, and I don’t think it serves white people to be spoken to. It makes them feel like they’re the center of the universe, in a way that is profoundly problematic. In Eric Clapton’s ‘Layla,’ which I think is the greatest hard-rock love song ever, he’s not singing to everybody. He’s singing to Pattie Boyd. He fell in love with his best friend’s wife, and he’s singing to her. And everybody else is listening in.»
Die Message ist Love.