2.10.

Gestern spät, nach langer Irrfahrt, die unter anderem zu einem erzwungenen Halt in Saarbrücken (!) geführt hatte, in Paris eingetroffen. Es ist so seltsam, ich erkenne gleich alles wieder. Wenn auch nicht konkret, nicht anhand bestimmter Dinge, sondern insgesamt: die ganze Stadt. Am Gare de l‘Est entdeckte ich ein seltsames Monument für einen vertrockneten Blumenschmuck, der sich gut für das Monatsbild des Oktobers geeignet hätte, aber bevor ich ihn fotografieren konnte, erscheint von beiden Seiten Polizei im Bild, die den Ausgang des Bahnhofs mit Absperrband zu sichern beginnen. Später sehen wir in den Nachrichten, dass in Marseille ein Messerstecher zwei Frauen getötet hat, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

Beim Abendspaziergang entdecken wir einen elegant eingerichteten Fleischerladen, helal, wie es ihn nur hier geben kann. Die Wände mit winzigen roten und weißen Mosaiksteinen kariert, die Vitrinen der Auslagen rückwendig verspiegelt und die Angestellten alle in farblich auf die Fleischtöne abgestimmten T-Shirts gekleidet. Selbst die knisternden Plastiktüten sind in einer farblich passenden Nuance ausgesucht. Einzig die aus neongelber Pappe ausgeschnittenen Aktionssterne auf dem Glas der Vitrine bringen – willkommene – Akzente. Der Neonschriftzug über dem Eingang, arabisch: leuchtend in Blau.

Und so geht es immer nur weiter. Leider fühlte ich mich etwas krank. Schob es auf die schädliche Strahlung Saarbrückens, auf eine Art Voodoo von dort durch die Bundesbahnscheiben. Ich hasse das Saarland. Früh zu Bett, zum alten Tröpfelgeräusch des Regens auf dem Zinkblech vor den Fenstern eingeschlafen – wie daheim. Heute früh aber wieder en forme.